Brüssel. Vor dem Flüchtlingsgipfel hat die EU-Kommission 40 Verfahren gegen 19 EU-Staaten eingeleitet. Sie sollen europäisches Asylrecht nicht umgesetzt haben.
- Die EU wirft Deutschland vor, die bestehende europäische Asylgesetzgebung nicht ausreichend umgesetzt zu haben
- Auch 18 andere EU-Staaten von den Verfahren betroffen
- Klage vor dem EUGH droht, sollte die Gesetzgebung nicht umgesetzt werden
Gegen Deutschland und 18 andere EU-Länder wird die EU-Kommission am Mittwoch noch vor dem Sondergipfel zur Flüchtlingskrise nach einem Zeitungsbericht 40 Vertragsverletzungsverfahren im Zusammenhang mit dem Asylrecht einleiten. Die Zeitung "Die Welt" schreibt unter Berufung "hohe, informierte EU-Kreise" weiter, diesen Ländern werde vorgeworfen, die bestehende europäische Asylgesetzgebung bisher nicht ausreichend umgesetzt zu haben.
Betroffen seien neben Deutschland unter anderem auch Frankreich, Italien, Österreich, Spanien, die Niederlande und Ungarn. Dänemark, Irland und Großbritannien seien ausgenommen, weil sie an der EU-Asylgesetzgebung nicht teilnehmen.
Verteilung von 120.000 Flüchtlingen
Bei einem Sondergipfel beraten die EU-Staats- und Regierungschefs am Mittwoch über die Flüchtlingskrise. Die EU-Innenminister hatten sich am Dienstag gegen den Widerstand von vier Ländern auf die Verteilung von weiteren 120.000 Flüchtlingen verständigt.
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Brüssel werfe den Staaten vor, die bestehende europäischen Gesetze zur Anerkennung von Flüchtlingen, über die Mindestnormen für Asylverfahren und über die Aufnahmebedingungen von Asylbewerbern nicht in nationales Recht umgesetzt zu haben. Zunächst würden die betreffenden Staaten von der EU-Kommission ein Mahnschreiben erhalten. Sie hätten dann zwei Monate Zeit darauf zu antworten. Sollten die EU-Länder die bestehende europäische Asylgesetzgebung dann immer noch nicht ordnungsgemäß umsetzen, drohe ihnen eine Anklage vor dem Europäischen Gerichtshof, berichtet Zeitung unter Berufung auf EU-Kreise weiter.
Türkei soll Milliardenhilfe bekommen
Die Kommission will zudem vorschlagen, die Hilfe für die Türkei zur Aufnahme von Flüchtlingen auf bis zu eine Milliarde Euro aufzustocken, teilte der für Nachbarschaftspolitik verantwortliche EU-Kommissar Johannes Hahn auf dem Kurznachrichtendienst Twitter mit. EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker will sich am Mittwoch gegen Mittag auf einer kurzfristig anberaumten Pressekonferenz zu den Entscheidungen seiner Behörde äußern. Der Gipfel beginnt am Abend. (dpa)