Brüssel. . Die 143 Euro monatliches „Taschengeld“ für Asylbewerber in Deutschland sind im europäischen Vergleich keineswegs sonderlich großzügig.

Die EU-Staaten haben ihre Zuwendungen an Asylbewerber allerdings ganz unterschiedlich ausgestaltet. Der Mix aus Geld- und Sachleistungen hängt von Umständen wie Aufenthaltsdauer, Familien-Status und Alter ab.

Auf dem Papier hat die EU seit 2003 gemeinsame Mindeststandards zur Versorgung der Flüchtlinge. Sie haben Anspruch auf Unterkunft, Lebensmittel, Kleidung, Gesundheitsversorgung und Taschengeld oder Gutscheine für tägliche Ausgaben. Tatsächlich herrscht Wildwuchs: In Belgien, Schweden oder auch der Bundesrepublik können die Gestrandeten mit einer vergleichsweise anständigen materiellen Ausstattung rechnen. Briten und Franzosen sind knauserig. In Ungarn fehlt es am Nötigsten.

Deutschland

In Deutschland haben sich die „143 Euro monatliches Taschengeld“ als feste Bezugsgröße etabliert. Die reale Welt ist freilich komplizierter. International taugt der Betrag nur sehr begrenzt als Maßstab und auch bei uns sind die Verhältnisse auch regional oder gar von Gemeinde zu Gemeinde verschieden. Die 143 Euro in bar „für die Deckung persönlicher Bedürfnisse“ gibt es für einen alleinstehenden Erwachsenen in den Monaten seines Aufenthalts in einer „Erstaufnahmeinrichtung“.

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Hinzu kommen 216 Euro für „den persönlichen Bedarf“, die auch Sachleistung sein können. Später gibt es einen an Hartz-IV orientierten Satz von 359 Euro plus Wohnungskosten, aber dafür kein Taschengeld mehr.

Österreich

Bei der „Grundversorgung“ bekommt der von den Behörden untergebrachte und verköstigte Asylsuchende maximal 40 Euro. Wohnt er selbstständig, gibt es bis zu 320 Euro im Monat, dazu Gutscheine für Kleider und Schulbedarf der Kinder.

Die Zuwendungen liegen damit beträchtlich unter den Sozialleistungen für Einheimische. Die summieren sich für eine fünfköpfige Familie auf rund 2200 Euro monatlich. Im Asylverfahren müssen Vater, Mutter und drei Kinder mit 910 Euro auskommen.

Schweden

Das Taschengeld für den persönlichen Bedarf hängt davon ab, ob ein Flüchtling freie Unterkunft, Verpflegung und Betreuung in einem Aufnahmequartier hat. Dann gibt es für alleinstehende Erwachsene umgerechnet knapp 80 Euro pro Monat – nicht bar, sondern per Bankkarte. Wer sich – meist mit Hilfe der Behörden – eine eigene Wohnung besorgt hat, bekommt gut 220 Euro, Kinder je nach Alter bis zu 160 Euro. Auch in Schweden liegen die Sätze damit um fast 50 Prozent unter der Sozialhilfe. Asylbewerber können zusätzliches Geld für lebensnotwendige Ausgaben (Winterkleidung, Brillen, Kinderausstattung) beantragen.

Ungarn

Das Land versucht alles, sich als Ziel für Flüchtlinge unattraktiv zu machen. Wer es trotz der verstärkten Abwehrmaßnahmen – Zaun an der Grenze zu Serbien – ins Land geschafft hat, bekommt Unterkunft, drei Mahlzeiten am Tag, eine Körperpflege-Pauschale und ein Taschengeld von monatlich maximal 24 Euro – ein Viertel einer ungarischen Mindestrente. „Angesichts der Lebenshaltungskosten extrem niedrig“, urteilt das Ungarische Helsinki-Komitee.

Großbritannien

Immer wieder sorgen Berichte über angebliche Asylanten-Fettlebe in Hotels für Aufregung. Dabei ist die Unterbringung in Gasthöfen eine Notmaßnahme, weil es an Quartieren mangelt. Und die konservative Regierung in London schnürt den Flüchtlingen den Gürtel enger: Vor wenigen Tagen wurde die Kinderzulage um rund 90 Euro im Monat gekürzt. Abgesehen von der Unterbringung gibt es für einen Erwachsenen 205 Euro im Monat. Schwangere können eine schmale Zulage beantragen.

Belgien

Asylsuchende haben Anspruch auf umfassende nicht-finanzielle Hilfe: Neben Kost und Logis auch Kleidung, medizinische, soziale und psychologische Betreuung, Übersetzungs- und Rechtsbeistand, Weiterbildung. Dazu kommt ein Taschengeld von rund 220 Euro im Monat für Erwachsene. Nach vier Monaten, wenn der Asylsuchende in eine eigene Wohnung wechselt, hängt die Zusammensetzung aus Geld und Sachleistungen von den Behörden am Wohnort ab. Prinzipiell steht den Flüchtlingen dasselbe zu wie einheimischen Sozialhilfe-Empfängern: gut 800 Euro im Monat. Nach Angaben des Belgischen Flüchtlingsrats haben die Bewerber aber zunehmend Probleme, den Anspruch durchzusetzen.

Frankreich

Wie viel ein Bewohner eines der überlasteten Aufnahme-Zentren an Geld bekommt, wird individuell festgelegt und hängt davon ab, ob er über eigene Mittel verfügt. Kommt er nicht in einem Zentrum unter, kann er gut 340 Euro monatlich beziehen. Allerdings nur als Erwachsener – ein Zuschlag für Kinder ist nicht vorgesehen.