Düsseldorf. Die Zahl unbegleiteter junger Flüchtlinge, die in NRW ankommen, ist 2015 deutlich gestiegen. Im Vergleich zu 2014 hat sie sich bereits verdreifacht.
Immer mehr unbegleitete ausländische Kinder und Jugendliche kommen über die Grenzen nach NRW. In den ersten fünf Monaten des Jahres stieg deren Zahl auf 3470 – mehr als dreimal so viele wie 2014. Da wurden 2201 Inobhutnahmen von Jugendlichen gezählt.
NRW-Familienministerin Ute Schäfer (SPD) wies im Jugendausschuss des Landtags darauf hin, dass die unbegleiteten Kinder sich 2015 auf sieben Jugendämter in NRW verteilten: Aachen (791), Dortmund (684), Köln (507), Bielefeld (221), Wuppertal (166), Düsseldorf (161) und Bonn (250). Unbegleitete Jugendliche seien die schutzbedürfigste Gruppe der Flüchtlinge, sagte Schäfer. Auch auf Drängen von NRW hat der Bund einen Gesetzentwurf erarbeitet, um Jugendliche auf mehr Jugendämter verteilen zu können. Dabei ist aus Sicht Schäfers klar, dass nicht alle 187 Jugendämter für die Betreuung traumatisierter Jugendlicher geeignet ist.
Weiterer Anstieg für 2016 erwartet
In diesen Jahr finanziert NRW die Versorgung unbegleiteter Minderjähriger mit 85 Millionen Euro. Es wird erwartet, dass der Haushaltsansatz für 2016 auf 150 Millionen Euro fast verdoppelt wird. Für das kommende Jahr rechnen Experten mit einem weiteren Anstieg der Zahlen um 40 Prozent. Die CDU-Abgeordnete Ina Scharrenbach kritisierte, dass aktuell 80 unbegleitete Jugendliche in der Erstaufnahme Dortmund untergebracht sind. Das Jugendamt Aachen habe zusätzliches Personal eingestellt – und zahlt die Mehrkosten selbst.
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Jugendämter sind gesetzlich verpflichtet, einreisende unbegleitete Jugendliche in Obhut zu nehmen, sofern sich keine Erziehungsberechtigten in Deutschland aufhalten. Dies gilt auch für Eingereiste, die einen Asylantrag gestellt haben. 2014 kamen die meisten unbegleiteten Jugendlichen aus Afghanistan, Eritrea, Somalia, Syrien und Marokko. 670 dieser Minderjährigen stellten Asylanträge in NRW.
Keine rechtliche Grundlage
Schäfer betonte, dass sich die steigenden Einreisezahlen auch weiter auf wenige Jugendämter konzentrierten. Derzeit besteht noch keine rechtliche Grundlage für eine gleichmäßige regionale Verteilung in Deutschland. Knapp 60 Prozent der Jugendlichen sind 16 bis 18 Jahre alt, nur zehn Prozent unter 14 Jahren alt.