Essen. . Die Aufbauarbeiten fürs erste Essener Flüchtlingsdorf laufen unter Hochdruck. Weil trotzdem 1600 Plätze fehlen, hat der OB den Krisenstab einberufen.

Angesichts der erneut steigenden Flüchtlingszahlen hat Oberbürgermeister Reinhard Paß am Mittwoch offiziell den Krisenstab einberufen – bislang firmierte das Gremium lediglich als Arbeitsstab. Der OB verband dies mit einem Appell an alle Essener, die Flüchtlinge nicht bloß unterzubringen, „sondern sie würdig und gastfreundlich zu empfangen“. Wer den schutzsuchenden Menschen jedoch fremdenfeindlich begegne, „hat in unserer Stadtgesellschaft keinen Platz“, stellte der OB klar.

Nachdem die Bundesregierung die Zahl der in diesem Jahr bundesweit erwarteten Flüchtlinge am Mittwoch auf gut 800 000 nach oben korrigiert hatte, muss auch Essen seine erst wenige Tage alte Prognose aktualisieren: Der Stadt werden 2015 wohl 5100 Menschen zugewiesen. Bis 31. Juli waren 1753 Flüchtlinge gekommen; der Zustrom verstärkt sich also in der zweiten Jahreshälfte.

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„Der dramatische Anstieg der Flüchtlingszahlen hat massive Auswirkungen auf die Stadt. Wir müssen in sehr kurzer Zeit sehr vielen Menschen eine Unterkunft bieten. Ansonsten droht Obdachlosigkeit“, betont Paß. „Wir brauchen schnelle Entscheidungen und eine kurzfristige Umsetzung dieser Entscheidungen. Die Aufgabe übernimmt in meinem Auftrag der Krisenstab.“ Er wird von Ordnungsdezernent Christian Kromberg geleitet, Stellvertreter ist Sozialdezernent Peter Renzel.

Welche Mammutaufgabe auf sie und ihr Team zukommt, lässt sich an der jüngsten Entwicklung ablesen: Zu Wochenbeginn hatte die Stadt erklärt, dass die drei im Aufbau befindlichen Zeltdörfer im Nordviertel, in Holsterhausen und Heidhausen mit ihren bis zu 1050 Plätzen nicht ausreichten: Es fehlten weitere 1400 Plätze. Nach Stand vom Mittwoch beträgt die Lücke nun schon 1600 Plätze.

Flüchtlinge in DeutschlandWährend viele Bürger den Prognosen kaum folgen können, müssen die Verantwortlichen für jeden Ankömmling ein Bett bereithalten. Dafür darf der Leiter des Krisenstabs „alle städtischen Dienststellen hinzuziehen – ohne Einhaltung des sonst vorgeschriebenen Dienstweges“. Er ist auch von der Einhaltung des Haushaltsplanes entbunden, wenn die Lage sofortiges Handeln erfordert. Kromberg kann also weitgehend autonom und zügig agieren und den Rat im Nachgang informieren. Erste Maßnahme dürfte der Beschluss zwei weiterer Zeltdörfer sein, vermutlich an der Bamlerstraße und am Pläßweidenweg.

OB Paß rief auch alle Bürger auf, „den ihnen möglichen Beitrag dazu zu leisten“. Er danke allen Initiativen und Ehrenamtlichen, „die bereits helfen, diese Herausforderung gemeinsam zu bewältigen“.