Essen. Sehr junge Flüchtlinge, die ohne ihre Familien reisen, kommen oft über NRW ins Bundesgebiet. Die Polizei entdeckt sie vor allem der Grenze zu Belgien.

Nach den Grenzen zu Österreich und zu Frankreich sind die nordrhein-westfälischen Grenzgebiete zu den Niederlanden und zu Belgien derzeit das bundesweit drittgrößte Einreiseland für minderjährige Flüchtlinge, die ohne ihre Familien nach Deutschland kommen. Das geht aus den Antworten der Bundesregierung auf eine große Bundestagsanfrage der Grünen hervor.

Die Regierung gibt darin Daten der Bundespolizei wieder. Danach sind im letzten Jahr über Österreich 540, über Frankreich 287 und über die Niederlande und Belgien zusammen 144 Kinder und Jugendliche nach Deutschland gekommen. Belgien ist mit 82 Personen ein Schwerpunkt.

Immer mehr minderjährige Flüchtlinge in Deutschland

Die jungen Menschen, die sich alleine auf den Weg gemacht haben und an den deutschen Grenzen entdeckt werden, stammen meist aus Eritrea und Somalia, gefolgt von Syrien und Marokko. Eine Aufstellung über die von ihnen genannten Fluchtgründe gibt es nicht. So könne nicht gesagt werden, ob unter den Schutzsuchenden ehemalige Kindersoldaten sind oder Kinder, denen die Rekrutierung drohe, sagt die Bundesregierung.

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Die tatsächlichen Einreisezahlen liegen weit höher. Denn viele der jungen Flüchtlinge melden sich erst, wenn sie bereits im Binnenland angekommen sind, wo sie sofort in die Obhut der Jugendämter gegeben werden. Die Zahl der „minderjährigen unbegleiteten Flüchtlinge“, wie diese Gruppe im Verwaltungsdeutsch genannt wird, hat sich in den letzten fünf Jahren enorm erhöht – von bundesweit 2822 im Jahr 2010 auf 6584 im letzten Jahr. „Sie gehören zu den schutzbedürftigsten Personengruppen überhaupt“, schreibt die Bundesregierung.

Bundesregierung will Versorgung von minderjährigen Flüchtlingen stärken

Berlin will deshalb die Fürsorge für sie stärken. Mit einem neuen Gesetz zur Verbesserung ihrer Unterbringung und Betreuung sollen die Länder verpflichtet werden, diese Flüchtlinge aufzunehmen. Generell sollen die Vorschriften des Jugendrechts für sie gelten. Ist das Kindeswohl gefährdet, ist eine Verlegung an einen anderen Ort nicht erlaubt. Bei jeder Verlegung sollen die ausländischen Kinder und Jugendlichen durch Fachkräfte der Jugendhilfe begleitet werden.

Die Grünen kritisieren in ihrer Anfrage, dass Kindern und Jugendlichen, die unbegleitet nach Deutschland kommen, teilweise immer noch die Abschiebung droht.