Lecce. Die Finanzminister der acht wichtigsten Industriestaaten sehen zwar «vermehrte Anzeichen für eine Stabilisierung ihrer Volkswirtschaften». Dennoch sind sie uneins darüber, wann die Billionen-schweren Konjunkturprogramme auslaufen sollen. Deutschland fordert baldigen Ausstieg, USA bremsen.
Die Finanzminister der acht wichtigsten Industriestaaten sehen «vermehrte Anzeichen für eine Stabilisierung ihrer Volkswirtschaften». Deshalb einigten sie sich am Samstag zum Abschluss ihres Treffens im süditalienischen Lecce darauf, den Internationalen Währungsfonds (IWF) um eine Prüfung von Ausstiegsmöglichkeiten aus den umfangreichen Konjunkturpaketen der jüngsten Zeit zu bitten.
USA warnen vor Euphorie
Vor dem Treffen gab es Meinungsverschiedenheiten, wie schnell die im Zuge der globalen Wirtschafts- und Finanzkrise verabschiedeten Konjunkturmaßnahmen wieder aufgehoben werden können. Die Vereinigten Staaten, Großbritannien und Frankreich plädierten hier für erhöhte Vorsicht.
US-Finanzminister Geithner warnte vor Euphorie. «Diese ersten Zeichen der Verbesserung sind zwar ermutigend, aber die Weltwirtschaft operiert immer noch weit unter ihren Möglichkeiten», sagte er. Das Ankurbeln der Wachstums müsse daher im Mittelpunkt der Wirtschaftspolitik der G-8 stehen. Es sei zu früh, um zu einer Sparpolitik überzugehen, warnte Geithner. Damit spielte er auf Forderungen aus Deutschland und anderen Staaten an, die in der Finanz- und Wirtschaftskrise durch Konjunkturprogramme massiv angewachsenen Schuldenberge nun abzubauen.
Dem Beschluss vom Samstag zufolge soll der IWF den Ausstieg sehr sorgfältig prüfen. Zugleich versprachen die Minister, jederzeit wieder alle notwendigen Maßnahmen zu ergreifen, um für stabile Finanzmärkte und eine starke Wirtschaftsbasis zu sorgen. Das Treffen wurde begleitet von Protesten tausender Globalisierungsgegner. Gewaltsame Zusammenstöße wurden nicht gemeldet.
Die Finanzminister bereiteten in Lecce den nächsten G-8-Gipfel vor. Dieser soll vom 8. bis 10. Juli in der mittelitalienischen Stadt L'Aquila stattfinden, die Anfang April bei einem verheerenden Erdbeben stark zerstört wurde. Es gab fast 300 Tote. Der G-8 gehören Deutschland sowie die USA, Russland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Japan und Kanada an.