Dortmund. . Ahabra Tesfagebriel ist einer von 20 Asylbewerbern, die mit Hilfe der Handwerkskammer in Dortmund jetzt eine Ausbildung begonnen haben.

Ahabra Tesfagebriel spricht mit leiser, sanfter Stimme. Bevor er antwortet, sortiert er seine Deutschkenntnisse, um bloß keinen Fehler zu machen. In wenigen Tagen beginnt er eine Ausbildung zum Parkettleger. Noch ist er Praktikant. Doch die Freude darüber, bald einen geregelten Tagesablauf zu haben und sein eigenes Geld zu verdienen, ist ihm anzusehen.

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Voller Stolz trägt der 31-Jährige Eritreer seine Arbeitskleidung: eine hellbraune Latzhose mit Firmenlogo. Er strahlt. Umso mehr, als er in der Vergangenheit keinen Grund dazu hatte. Ahahabra Tesfagebriel ist Flüchtling. Dass er sich ab Montag Azubi nennen kann, macht ihn glücklich. Sein Glück hat der Eritreer der Handwerkskammer Dortmund zu verdanken, die bundesweit Vorreiter bei der Ausbildung von Flüchtlingen ist.

„Mir ist die Nationalität egal“

20 Menschen, die allesamt Krieg, Folter, Verlust und Flucht hinter sich haben, werden in den kommenden Tagen in Betrieben rund um Dortmund ihre Lehre beginnen. 20 von Tausenden von Flüchtlingen, die in Dortmund und in ganz NRW gelandet sind und dringend eine sinnvolle Beschäftigung suchen. Allein im ersten Halbjahr 2015 kamen 43 000 Menschen nach Nordrhein-Westfalen.

Ahabra Tesfagebriel wurde unter insgesamt 80 Bewerbern ausgewählt. Auch mit ihm führte die Handwerkskammer (HWK) Dortmund Tests durch und entschied sich, dem 31-Jährigen dabei behilflich zu sein, einen Ausbildungswunsch zu formulieren und einen entsprechenden Praktikumsplatz samt Ausbildungsoption zu finden.

Offene Türen rannte die HWK bei Daniel Kok ein. Der 39-Jährige ist selbstständiger Parkettlegermeister. Er hat zehn Angestellte, die aus aller Herren Länder kommen. „Mir ist die Nationalität egal. Mir ist wichtig, dass jemand ins Team passt und Lust hat, zu arbeiten“, sagt der Handwerksmeister. Er musste nicht lange überredet werden, als die Handwerkskammer bei ihm anfragte, ob er einen Flüchtling aus Eritrea ausbilden könne. Er sagte spontan zu. Was Kok und sein Team dann erlebten, überzeugte. „Herr Tesfagebriel ist sehr wissbegierig. Er hat richtig Gas gegeben, und ist ein netter Typ.“ Seit dem 3. August ist der Afrikaner jetzt deutscher Azubi.

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Dass sich andere Unternehmer eher schwer damit tun, Flüchtlinge auszubilden, ist für Daniel Kok persönlich nicht vorstellbar. Nur vom helfen zu reden, bringe ja nichts. Dieses Projekt ermögliche konkrete Hilfe. „Die Menschen, die hierher kommen, machen doch keinen Urlaub. Die sind aus Angst um ihr Leben geflohen“, sagt der Familienvater, dessen Frau japanische und brasilianische Wurzeln hat. Sollte sein farbiger Azubi wegen seiner Hautfarbe rassistische Sprüche kassieren, dann wird sich Kok schützend vor ihn stellen. „Das werde ich nicht zulassen. Dafür habe ich kein Verständnis.“

„Alle helfen mir. Überall“

Doch bislang hat Ahabra Tesfagebriel nur gute Erfahrungen in Deutschland gemacht. „Alle helfen mir. Überall“, erzählt er. Auf Nachfrage gewährt er Einblick in seine Vergangenheit. Nach der Schule musste er zum Militär, nach einem Fluchtversuch ins Gefängnis. „Das Land ist eine Diktatur. Es gibt nur das Militär, sonst nichts.“

Seine Flucht dauerte elf Monate. Auch er war auf einem der berüchtigten Schiffe auf dem Mittelmeer. Als die Sprache auf seine Familie kommt, hält er inne. Denn seine Liebsten musste er zurücklassen. In einem Land, in dem ein totalitäres Regime herrscht. In dem es nach Angaben der Vereinten Nationen regelmäßig zu „außergerichtlichen Hinrichtungen, weit verbreiteten Folterungen, sexueller Sklaverei und Zwangsarbeit“ kommt. In diesem Land ließ er seine Frau, seinen Sohn (8) und seine beiden Töchter, sechs und drei Jahre alt, zurück.

Der Gedanke an sie, motiviert ihn, ein guter Azubi zu sein, um für sich und seine Familie aus eigener Kraft eine Perspektive zu schaffen.