Wien/Teheran. Teheran hat zugestimmt, niemals Atomwaffen produzieren oder vorbereiten zu wollen. Laut Diplomaten sieht die Übereinkunft zudem vor, dass UN-Inspektoren freien Zugang zu allen verdächtigen Anlagen im Iran erhalten.

Schon in den 60er-Jahren begann der Iran mit dem Aufbau seines Atomprogramms. Die Frage war bald: Geht es allein um die friedliche Nutzung der Kernenergie – oder bastelt Teheran an der Atombombe?

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1967 bekam Persien den ersten Reaktor, die Versuchsanlage in Teheran, die bis heute in Betrieb ist. Ende der 60er-Jahre köderte Schah Reza Pahlevi mit Milliardenverträgen Firmen aus den USA, Frankreich und Deutschland, die ihm 23 Atommeiler bauen sollten. Kernenergie zu besitzen sei ein nationales Recht, argumentierte der Herrscher auf dem Pfauenthron. 1970 ratifizierte er den Atomwaffensperrvertrag.

Vier Jahre später jedoch rutschte ihm eine Bemerkung heraus, die im Westen Alarm auslöste. Iran werde Atombomben haben „ohne jeden Zweifel und schneller als mancher denkt“, brüstete sich der Diktator in einem Interview.

Aufrüstung nach der Revolution

Nach der Islamischen Revolution und dem Sturz des Schahs 1979 zeigte die neue Führung um Ayatollah Chomeini zunächst wenig Interesse an dem Atomthema. Doch auch wenn Chomeini stets versicherte, alle Massenvernichtungswaffen seien mit dem Islam unvereinbar, kam es bei seinen Gefolgsleuten zu einem Sinneswandel.

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Wohin die Reise danach ging, brachten 2002 erstmals exiliranische Kreise ans Tageslicht. In Natanz war eine geheime Anlage zur Urananreicherung entstanden, neben der Plutoniumextraktion der zweite Weg, um eine Atombombe zu bauen. 2009 erfuhr die Welt von einer zweiten Anreicherungsanlage in Fordo, tief versteckt unter Felsen. Mittlerweile hat das Land auch das technische Know-how, Uran bis auf zwanzig Prozent anzureichern – ein Niveau, von dem aus sich eine waffenfähige Konzentration von neunzig Prozent technisch leicht realisieren lässt.

Die Angst der Israelis

Israel sieht sich seit Jahrzehnten durch das iranische Atomprogramm massiv gefährdet. Seit Jahren warnt Premier Benjamin Netanjahu eindringlich vor einer Übereinkunft mit dem Iran. Er glaubt, der Iran werde im Streben nach einer Atombombe alles tun, um internationale Auflagen zu umgehen. Das Ende der Sanktionen werde Teheran zudem Hunderte Milliarden Dollar verschaffen, mit denen Terror-Gruppen finanziert würden. Das Wiener Abkommen bezeichnete Netanjahu daher jetzt als „historischen Fehler für die Welt“.

Zentrifugen und Embargos - Das sind die Kernpunkte des Abkommens 

Teheran hat zugestimmt, niemals Atomwaffen produzieren oder vorbereiten zu wollen. Laut Diplomaten sieht die Übereinkunft zudem vor, dass UN-Inspektoren freien Zugang zu allen verdächtigen Anlagen im Iran erhalten. Das gilt auch für die gesamte Atom-Infrastruktur, die zur Versorgung eines Kraftwerks nötig ist. Teheran muss bei begründetem Verdacht auch seine Militäranlagen öffnen.

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Der Iran soll zwei Drittel seiner zur Uran-Anreicherung nötigen Zentrifugen vernichten. Dazu soll ihre Zahl in der Anlage von Natanz auf 5060 begrenzt werden, während in der Anlage von Fordo 1044 weitere verbleiben. Bisher verfügt der Iran über rund 19 .000 Zentrifugen, von denen jedoch weniger als 10. 000 in Betrieb sind.

Etwa 95 Prozent des angereicherten Urans im Iran müssten zerstört oder außer Landes gebracht werden. Die Bestände werden für 15 Jahre drastisch reduziert, von aktuell fast 12.000 auf 300 Kilo.

Im Gegenzug sollen sämtliche Sanktionen und UN-Waffenembargos gegen den Iran nach und nach fallen. Mit der Umsetzung erster Maßnahmen rechnen Experten ab 2016.

Bei einem Verstoß Irans gegen das nun erreichte Atomabkommen sollen die Sanktionen umgehend wieder in Kraft treten.