Düsseldorf/Essen. . Pro Studienabschluss erhalten die Unis künftig eine Belohnung - das soll Zahl der Abbrecher senken und die Betreuung der Studenten verbessern.

Eine Kopfprämie für Absolventen, um die Hochschulen zu animieren, jedem Studenten einen möglichst reibungslosen Studien-Durchmarsch zu garantieren? Nein, so könne man das Prämienmodell für Hochschulen, das NRW-Wissenschaftsministerin Svenja Schulze (SPD) gestern vorstellte, nicht verstehen.

„4000 Euro für jeden Absolventen sind eine Menge Geld“, findet Prof. Martin Sternberg, Präsident der Hochschule Bochum und Vorsitzender der Landesrektorenkonferenz der Fachhochschulen. Bei knapp 1000 Absolventen pro Jahr allein an seiner Hochschule käme eine beachtliche Summe zusammen. „Die Mittel können in eine bessere Betreuung und Förderung der Studenten investiert werden.“

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Positives Echo aus den Unis

Ab 2016 zahlt das Land den Hochschulen eine Prämie für erfolgreiche Studienabschlüsse. Bisher brechen besonders in technischen Fächern bundesweit bis zu 42 Prozent ihr Studium ab. Um diese Zahl zu reduzieren, erhalten Hochschulen 4000 Euro aus dem Hochschulpakt von Bund und Land, wenn Studierende ihr Erststudium abschließen. Außerdem bekommen die Hochschulen für jeden zusätzlichen Studienanfänger 18.000 Euro. Bisher erhielten sie pauschal 20.000 Euro für jeden zusätzlichen Studienplatz. Künftig wird die Zahlung gesplittet: 18.000 Euro sofort, 4000 beim Abschluss.

Die Uni-Rektoren betonen, wie nötig der Hochschulpakt bei der Bewältigung der stark gestiegenen Studierendenzahl sei. Prof. Ursula Gather, Vorsitzende Landesrektorenkonferenz und Rektorin der TU Dortmund: „Die Universitäten begrüßen daher ausdrücklich die Fortführung des Hochschulpaktes. Das vorgestellte Modell zu Vergabe der Hochschulpaktmittel in NRW stimmt mit den großen Anstrengungen überein, welche die Universitäten zum Studienerfolg der Studierenden unternehmen.“

Scouts suchen Talente

Dass die Prämie zu einem sinkenden Niveau führen werde, glaubt Prof. Sternberg indes nicht. Die Hochschulen würden ihre Anforderungen keinesfalls senken. Damit würden sie nicht nur die Qualität des Studiums, sondern auch ihren Ruf aufs Spiel setzen. „Auf der anderen Seite können sich die Hochschulen mit dem zusätzlichen Geld besser bemühen, die Studenten zum Abschluss zu führen.“

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Um Jugendlichen die Studienzugang zu erleichtern, weitet NRW außerdem im Ruhrgebiet den in Gelsenkirchen erprobten Einsatz von „Talentscouts“ aus. Sechs Hochschulen im Revier beteiligen sich an dem Projekt zur Förderung von Jugendlichen aus Nichtakademiker- und Zuwandererfamilien. Zudem soll das bundesweit erste Online-Angebot „Studifinder“ mit Orientierungstests, Wissenstests und E-Learning-Programm die Fächerwahl erleichtern. Daneben sollen Schüler – auch in Schülerlaboren – für mathematisch-naturwissenschaftliche Fächer interessiert werden. Bis 2020 investiert das Land insgesamt 80 Millionen Euro in das Sonderprogramm.

77 Prozent aus Akademikerfamilien

Svenja Schulze erinnerte daran, dass zwar 77 Prozent der Akademikerkinder studieren, aber nur 23 Prozent der Kinder aus Nichtakademiker-Familien. „Ich will kein Talent-Scouting light“, stellte Schulze klar. Das 34-Millionen-Projekt soll vielmehr die Förderung junger Menschen aus sozial schwachen Schichten verbessern.

Grünen-Expertin Ruth Seidl begrüßte das geplante Prämienmodell für Studienabschlüsse. Erfahrungen in den Niederlanden zeigten, dass dies nicht zu Qualitätsverlusten führe. Die FDP forderte stattdessen eine insgesamt bessere Ausstattung der Hochschulen.