Essen. Naturwissenschaftlich-mathematische Studiengänge erleben einen Boom. Der von der Industrie beklagte Nachwuchsmangel wird dadurch abgemildert.

Das Interesse junger Menschen an naturwissenschaftlichen und technischen Studienfächern hat in den vergangen Jahren überraschend stark zugenommen. Das beobachten Fachleute und Statistiker. Die noch bis vor Kurzem herrschende Sorge, Deutschland könnten die Ingenieure ausgehen, scheint sich damit zunächst nicht zu bewahrheiten.

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In Nordrhein-Westfalen etwa sind zum achten Mal in Folge die Studienanfängerzahlen im Fach Informatik angestiegen. Nach aktuellen Zahlen des Landesamtes für Statistik schrieben sich im vergangenen Jahr 17 200 junge Leute für ein Informatikstudium an einer NRW-Hochschule ein. Das sind 7,7 Prozent mehr als im Jahr davor. Lange Zeit waren die Erstsemesterzahlen in der Informatik rückläufig. 2006 wurde mit rund 6000 Studienanfängern ein Tiefstand erreicht. Seitdem steigt der Zustrom wieder Jahr für Jahr.

Zuwachs vor allem in den T-Fächern

Der Stifterverband für die deutsche Wissenschaft in Essen beobachtet insgesamt einen deutlichen Zustrom bei den naturwissenschaftlichen und technischen Studienfächern. Die Zahl der Abschlüsse in den Ingenieurwissenschaften an deutschen Hochschulen sei zwischen 2008 und 2013 um fast die Hälfte auf rund 62. 000 gesteigen. Auch die Zahl der Wissenschaftler in Lehre und Forschung an Hochschulen habe zugenommen. In den MIN-Fächern war 2013 rund ein Viertel, in den technischen (T-)Fächern sogar ein Drittel mehr wissenschaftliches Personal beschäftigt als 2008.

Handlungsbedarf gibt es dagegen auf einem anderen Gebiet: Noch immer ist der Frauenanteil in den Ingenieurwissenschaften sehr gering, in Mathematik, Informatik und Naturwissenschaften ist er sogar rückläufig. Auch internationale Studierende entscheiden sich zu selten für ein MINT-Fach in Deutschland. Auch ihr Anteil sei zwischen 2008 und 2013 gesunken.

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MINT-Fächer haben in den vergangenen fünf Jahren aber spürbar an Beliebtheit gewonnen. Die Studienanfängerzahlen stiegen von 2008 bis 2013 um 32 Prozent in MIN- und um 41 Prozent in T-Fächern und damit deutlich stärker als bei den Studienanfängern insgesamt, bei denen es nach Berechnungen des Centrums für Hochschulentwicklung in Gütersloh (CHE) im selben Zeitraum um lediglich 27 Prozent nach oben ging.

Absolventen der MINT-Fächer besonders nachgefragt

Doch der positive Trend trifft nicht auf alle Bundesländer gleichermaßen zu. Den größten Schub machten Berlin und Bayern. Die Zahl der Neuingenieure stieg hier um 87 beziehungsweise 76 Prozent. Auch NRW schneidet im Ländervergleich des Stifterverbandes gut ab. Hier nahmen die Anfängerzahlen um 56 Prozent in den Bereichen Mathematik, Informatik und Naturwissenschaften (MIN) um 56 Prozent zu, im Bereich Technik (T) sogar um 75 Prozent. Das sind bundesweite Spitzenwerte.

Absolventen der sogenannten MINT-Fächer gelten in der hochtechnologisierten deutschen Industrie als besonders nachgefragt. Insgesamt muss sich NRW im Länderranking des Stifterverbandes allerdings mit einem Platz im Mittelfeld begnügen. Der Grund: Der Anteil ausländischer Studenten in den MINT-Fächern sinkt an Rhein und Ruhr stärker als im Bundesdurchschnitt.