Essen. Laut einer Studie werden die die Gehälter in den nächsten Jahren wachsen - und mit ihnen die Lohnschere. Die hohen Löhne werden deutlich anziehen.
Löhne und Gehälter in Deutschland steigen auch in den kommenden fünf Jahren weiter an. Allerdings profitieren Geringverdiener und Menschen in sozialen Berufen beim Netto-Verdienst deutlich weniger als Beschäftigte in der Industrie. Das ist das Ergebnis einer Studie der Bertelsmann-Stiftung und der Prognos AG.
Laut der Simulationsberechnung steigt das durchschnittliche verfügbare Jahreseinkommen der Deutschen im Jahr 2020 gegenüber 2012 inflationsbereinigt um 2200 Euro. Allerdings ergeben sich zwischen den Wirtschaftszweigen teilweise deutliche Unterschiede. Während der Anstieg im Agrarsektor und in vielen Branchen des Dienstleistungsbereichs unterdurchschnittlich ausfällt, ergibt sich für die Erwerbstätigen im verarbeitenden Gewerbe überwiegend ein hohes Plus.
Grund zur Freude in der Pharmaindustrie
Über die höchsten Zuwächse können sich Beschäftigte in der chemischen und der Pharma-Industrie freuen. Auch im Maschinenbau, in der Elektroindustrie und im Fahrzeugbau fällt die Lohnentwicklung überdurchschnittlich aus. Gewinner also sind laut der Studie vor allem Erwerbstätige in kapitalintensiven und innovationsstarken Branchen.
Im Dienstleistungssektor haben Beschäftigte im Finanz- und Versicherungswesen beim Lohnzuwachs die Nase vorn, was nach Einschätzung der Forscher daran liegt, dass die Bedeutung dieser Branche in einer global wachsenden Finanzwelt zunimmt. Dagegen steigt das verfügbare Einkommen für Beschäftigte im Gesundheits- und Sozialwesen bis 2020 nur um 1050 Euro. Im Branchenvergleich geringe Einkommensgewinne verzeichnen auch der landwirtschaftliche Bereich und die Bauwirtschaft.
"Diese Entwicklung ist bedenklich"
Als Grund für die allgemeinen Lohnzuwächse nennt die Stiftung den demografischen Wandel und den Fachkräftemangel. In ihrer Prognose gehen die Forscher von einer weiter rückläufigen Arbeitslosenquote und einer deutlich höheren Produktivität je Erwerbstätigem aus. Allerdings gelte dies nur in den Branchen mit Produktivitätszuwächsen. Gerade Alleinerziehende, die oft im Einzelhandel, Gesundheits- und Sozialwesen angestellt seien, profitieren dagegen nur unterdurchschnittlich von steigenden Löhnen.
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Die Stiftung beklagt zudem, dass sich der Trend zur größeren Lohnungleichheit in Deutschland fortsetze. „Diese Entwicklung ist bedenklich, denn wachsende Ungleichheit beeinträchtigt die Zukunftschancen sowohl der Menschen als auch unserer Wirtschaft und Gesellschaft als ganzes“, sagt dazu Aart De Geus,
Vorsitzender der Bertelsmann Stiftung. Nach den Berechnungen erhöht sich das Einkommen der Beschäftigten, deren Verdienst im oberen Fünftel (ab 54.700 Euro Jahreseinkommen) liegt, im Schnitt um 5300 Euro. Die unteren 20 Prozent (7200 Euro Jahreseinkommen und weniger) können nur mit einem Plus von 750 Euro rechnen.
Überdurchschnittlich steigen werden die Einkommen in kinderlosen Haushalten: Ein-Personen-Haushalte könnten im Schnitt 2000 Euro mehr im Jahr zur Verfügung haben als noch 2012, Paare ohne Kinder sogar 2100 Euro. Paare mit Kindern haben dagegen nur einen Zuwachs von 1650 Euro und Alleinerziehende von lediglich 1300 Euro zu erwarten. (mko)