München. Beate Zschäpe will ihre Verteidigerin Anja Sturm von ihrer Aufgabe entbinden. Das Verhältnis zwischen den beiden gilt schon lange als zerrüttet.

Beate Zschäpe will künftig auf ihre Verteidigerin Anja Sturm verzichten. Die Hauptangeklagte im NSU-Prozess habe diesen Antrag am Mittwochvormittag beim Oberlandesgericht München gestellt, sagte der Vorsitzende Richter Manfred Götzl am Mittag.

Dass es wieder einmal zwischen Zschäpe und ihren drei Anwälten kriselt, war bereits am Mittwochmorgen deutlich geworden. Wolfgang Stahl, Wolfgang Heer und Anja Sturm beantragten gleich zu Beginn des 209. Verhandlungstages im NSU-Prozess eine Unterbrechung von einer Stunde, um sich mit ihrer Mandantin zu beraten. Zuvor war Zschäpe allein im Gerichtssaal ohne ihre Verteidiger erschienen und hatte dort für eine Weile alleine auf der Anklagebank gesessen – ein absolut unüblicher Vorgang.

Zschäpe löst Kreuzworträtsel im Gerichtssaal

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Das Gespräch zwischen den Angeklagten und ihren Verteidigern dauerte offenbar nicht lange – falls es denn überhaupt stattfand. Bereits wenige Minuten nach der Unterbrechung wurden die Anwälte vor dem Gerichtsgebäude bei einer Rauchpause gesehen. Kurz nach 11 Uhr erschien Zschäpe dann wieder alleine im Gerichtssaal und beschäftigte sich damit, ein Kreuzworträtsel zu lösen. Erst gegen 11.30 Uhr tauchten die Anwälte auf.

Kurz darauf informierte Richter Götzl darüber, dass Zschäpe beantragte habe, ihre Verteidigerin Anja Sturm von ihren Aufgaben zu entbinden. Verteidiger Wolfgang Heer beantragte daraufhin, die Verhandlung bis nächste Woche zu vertagen. Die „Komplexität“ der Situation verlange längere Gespräche mit der Mandantin. Auch die Bundesanwaltschaft plädierte für eine Unterbrechung.

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Das Verhältnis von Zschäpe zu ihren Anwälten gilt seit Längerem als schwierig. Bereits vor einem knappen Jahr hatte sie ihnen das Vertrauen entzogen und neue Pflichtverteidiger verlangt. Das Oberlandesgericht kam dem Ersuchen aber nicht nach.

Psychiater bescheinigt Zschäpe schlechten Gesundheitszustand

Zuletzt hatte ein Gutachten des Psychiaters Norbert Nedophil für Aufsehen gesorgt, in dem er Zschäpes Gesundheitszustand als schlecht bezeichnete. Als Hauptursache nannte er die Strategie der Verteidigung, die Hauptangeklagte schweigen zu lassen. Nach zwei Jahren Prozessdauer belaste dies Zschäpe zunehmend. Als Redaktion aus das Gutachten hatte das Gericht die Zahl der wöchentlichen Verhandlungstage von drei auf zwei reduziert.