Kairo. . Die Unesco warnt eindringlich vor der Zerstörung des einzigartigen Weltkulturerbes in Palmyra. Nun stehen die Islamisten nur noch 200 Kilometer vor Damaskus.

In einem dramatischen Appell wandte sich Irina Bokova am Donnerstag an die Welt. „Jede Zerstörung von Palmyra wäre nicht nur ein Verbrechen, sondern ein unwiederbringlicher Verlust für die Menschheit“, mahnte die Unesco-Chefin in Paris. Palmyra, die antike Oasenstadt in der syrischen Wüste, sei eine Wiege der Zivilisation, sie gehöre der gesamten Erde und jeder sollte beunruhigt sein über das, was sich dort abspiele.

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Zum großen Entsetzen rund um den Globus nämlich scheint das Schicksal der einzigartigen Ruinen-Metropole, die seit 1980 zum Weltkulturerbe gehört, besiegelt: Nach schweren Gefechten mit fast 500 Toten ließen die Regierungstruppen des Assad-Regimes die umkämpfte Stadt binnen weniger Stunden im Stich. Seitdem sind die Milizen des „Islamischen Staates“ die neuen Herren in Palmyra, deren Neustadt Tadmur heißt.

Weltberühmtes Ensemble in Palmyra

Noch steht das weltberühmte Ensemble, doch es scheint nur eine Frage der Zeit, bis die IS-Truppen Palmyra genauso dem Erdboden gleichmachen wie zuvor die assyrischen Königstädte Niniveh, Hatra und Nimrud nahe der nordirakischen Großstadt Mossul.

In Syrien beherrscht der IS inzwischen die Hälfte des Territoriums. Alliierte Kampfflugzeuge griffen in die Kämpfe um Palmyra nicht ein, weil das wiederum den Assad-Truppen geholfen hätte. Und dennoch sind militärische Beobachter überrascht, wie chaotisch nun auch die syrischen Truppen vor dem IS kapitulierten.

„Sie haben ganz Palmyra unter Kontrolle, viele Familien versuchen, aus der Stadt zu fliehen, die Kampfflugzeuge des Regimes bombardieren weiter“, zitierte der Sender „Al Dschasira“ einen syrischen Aktivisten. Die Dschihadisten besetzten auch den Flughafen, die Zentrale der Staatssicherheit und das berüchtigte Tadmur-Gefängnis, wo sie mehr als tausend Insassen befreiten. Auch die wichtigen Gasfelder Arak und al-Hail fielen in die Hände der Sieger.

„Schlacht gegen Barbaren verloren“

„Die humane, zivilisierte Gesellschaft hat die Schlacht gegen die Barbarei verloren“, zitiert Reuters den Chef der syrischen Antikenverwaltung, Maamoun Abdulkarim. Nach seinen Angaben wurden in den letzten zwei Monaten Hunderte Ausstellungsstücke aus dem Museum von Palmyra in Sicherheit gebracht.

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Mit der Eroberung von Palmyra könnten die Anhänger des selbsternannten Kalifen Abu Bakr al-Baghdadi nun auch Homs und die Hauptstadt Damaskus ins Visier nehmen, die beide rund 200 Kilometer entfernt sind. Auch im Irak rollt die Angriffswelle der Gotteskrieger. Bagdads Premier Haider al-Abadi flog nach Moskau, um Nachschub an Waffen auszuhandeln. US-Präsident Barack Obama sagte ihm die rasche Lieferung von eintausend hochmodernen Panzerabwehrraketen zu. Für Palmyra könnte die Hilfe zu spät kommen.