Palmyra. Bei einer seltenen Kommandoaktion auf syrischem Boden erschießen die Amerikaner den Ölmann der Terrormiliz IS. In Washington beglückwünscht man sich zu einem “bedeutenden Schlag“. Die Terrormiliz aber ist weiter in der Offensive und kontrolliert nun den nördlichen Teil der historischen Oasenstadt Palmyra.
Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) ist nach Kämpfen weiter auf das Zentrum der historischen syrischen Oasenstadt Palmyra vorgerückt. Die Extremisten kontrollierten nun den nördlichen Teil von Palmyra, meldete die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte am Samstag. Sie gelangten damit in die unmittelbare Nähe des berühmten Unesco-Weltkulturerbes. US-Eliteeinheiten töteten in Syrien nach Pentagon-Angaben einen ranghohen Anführer der Terrormiliz.
Der Mann mit dem Kampfnamen Abu Sajjaf sei für die Öl-, Gas- und andere finanzielle Operationen des IS zuständig gewesen, teilte Verteidigungsminister Ashton Carter am Samstag mit. Abu Sajjafs Frau, Umm Sajjaf, wurde bei der Aktion in Gewahrsam genommen.
Jesidische Sklavin von US-Kommando befreit
Nach Darstellung des Pentagon habe Abu Sajjaf bei der nächtlichen Operation in der östlichen Stadt Al-Amr Gegenwehr geleistet, als ihn das US-Kommando gefangen nehmen wollte. Dabei sei er getötet worden. Die festgenommene Ehefrau stehe im Verdacht, eine wichtige Rolle bei IS-Terroraktivitäten gespielt zu haben, sagte Carter. Bei der Aktion wurde außerdem eine junge jesidische Frau befreit, die im Haushalt von Abu Sajjaf offensichtlich als Sklavin gehalten wurde.
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Dem Pentagonchef zufolge wurde die Operation von US-Präsident Barack Obama angeordnet. Sie wurde mit Kenntnis und Billigung der irakischen Regierung vom Irak aus gestartet. US-Soldaten wurden dabei weder getötet noch verletzt. Damit sei ein weiterer "bedeutender Schlag" gegen die Terrormiliz gelungen, hieß es. Der IS kontrolliert weite Gebiete im Nordosten Syriens, darunter die Ölfelder von Rakka, und im Norden des Iraks.
IS rückt auf Palmyra vor
Die nun durch den Vormarsch des IS gefährdete Ruinenstadt Palmyra aus dem ersten Jahrhundert nach Christus gilt als einer der bedeutendsten Komplexe antiker Bauten im Nahen Osten. Berichten zufolge war die Stätte bereits 2012 und 2013 bei Kämpfen beschädigt worden. Im Nordirak hatten IS-Anhänger im Frühjahr schon einmalige Kulturstätten zerstört, darunter die Jahrtausende alte Stadt Nimrud und die Grabungsstätte Ninive. Im Museum von Mossul zertrümmerten sie wertvolle Statuen aus assyrischer Zeit.
Türkische Kampfflugzeuge schossen indes ein syrisches Luftfahrzeug ab. Die genauen Details blieben zunächst unklar. Türkische Medien berichteten unter Berufung auf die Armee und Augenzeugen über den Abschuss eines Flugzeuges oder eines Hubschraubers. Aus Syrien wurden dagegen Berichte zitiert, wonach eine Drohne abgeschossen worden sei.
Die Maschine habe zweimal den türkischen Luftraum verletzt, berichteten türkische Medien unter Berufung auf das türkische Militär. In den vergangenen Jahren hatte die Türkei bereits einen syrischen Kampfjet und einen Hubschrauber abgeschossen, die ihrer Ansicht nach in den türkischen Luftraum eingedrungen waren. (dpa)