Damaskus. Die IS-Terrormiliz ist wieder in der Offensive. Nach dem Sieg in Ramadi im Irak schlägt sie Assads Truppen im syrischen Palmyra in die Flucht.
Nach heftigen Kämpfen hat die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) die historische Oasenstadt Palmyra in Zentralsyrien vollständig eingenommen. Zugleich gebe es Informationen, dass sich die Kräfte des Regimes zurückzögen, meldete die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte am Mittwochabend. Bei den erbitterten Gefechten seien auf beiden Seiten viele Kämpfer getötet worden. Die syrische Luftwaffe hatte Angriffe auf IS-Stellungen geflogen.
Palmyras gut erhaltene Ruinen aus den ersten Jahrhunderten nach Christus gehören zum Unesco-Weltkulturerbe. Die einstige Handelsmetropole gilt als einer der bedeutendsten Komplexe antiker Bauten im Nahen Osten. Es wurde befürchtet, dass die Dschihadisten die Kulturstätte zerstören könnten. Im Nordirak hatten IS-Anhänger im Frühjahr schon einmalige Kulturstätten zerstört, darunter die Ruinen der Jahrtausende alte Stadt Nimrud und die Grabungsstätte Ninive. Aufnahmen ihrer Taten stellten sie ins Internet.
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Falls Palmyra vom IS zerstört werden sollte, wäre dies "ein unersetzlicher Verlust für die Menschheitsgeschichte" und auch für das syrische Volk, sagte der Direktor des Vorderasiatischen Museums Berlin, Markus Hilgert. Schließlich sei die Oasenstadt nicht nur "Identitätsort" für die Bevölkerung, sondern potenziell auch ein zentrales touristisches Ziel in dem Land.
Regime verliert an Boden
Nach dem Vormarsch in Palmyra kontrolliere der IS nun rund 40 Prozent der Fläche Syriens, sagte der Leiter der Menschenrechtsbeobachter, Rami Abel Rahman, der Deutschen Presse-Agentur. Die Extremisten hätten zudem fast alle Ölfelder des Landes eingenommen. Der IS finanziert sich zu einem großen Teil aus dem Ölschmuggel.
Auch in Nordsyrien verlor das Regime in Kämpfen gegen Islamisten an Boden. In der Provinz Idlib rückte das Rebellen-Bündnis Dschaisch al-Fatah nach Berichten von Oppositionsmedien auf die Stadt Aricha vor. Die radikale Al-Nusra-Front, der syrische Ableger des Terrornetzwerks Al-Kaida, und ihre Verbündeten hatten am Dienstag den letzten großen Militärstützpunkt des Regimes in der Region, eingenommen. Bei Luftangriffen der Regierung starben in Idlib mehr als 70 Menschen, darunter 22 Zivilisten. (dpa)