Essen. . Die GDL-Lokführer wollen ab Sonntag wieder arbeiten. Aber der Konflikt mit der Bahn bleibt ungelöst. Die Gewerkschaft denkt schon an den nächsten Ausstand.
Am Sonntag endet der achte Lokomotivführer-Streik in der laufenden, zehn Monate währenden Verhandlungsrunde. Wieder galten Notfahrpläne, wieder waren die Autobahnen voll. Aber wenig deutet darauf hin, dass sich die bisher „Unversöhnlichen“ – GDL-Chef Claus Weselsky und Bahn-Chef Rüdiger Grube – ab sofort aufeinander zubewegen. Und so drängen sich diese Fragen auf: Folgt auf den achten Streik nun ganz schnell der neunte? Und wie lange würde der dauern? Eine Woche? Oder zwei? Hört das denn nie auf?
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Die mit der GDL konkurrierende Eisenbahner-Gewerkschaft EVG beobachtet den eskalierenden Konflikt interessiert bis skeptisch. Ein EVG-Funktionär sagte gegenüber dieser Zeitung: „Die GDL will mit dem Kopf durch die Wand. Es gibt für sie offenbar nur zwei Möglichkeiten: ein glückliches Ende oder ein Fiasko.“ Dieser Streik, stellt er fest, wirke wohl nicht so wie geplant. Und die öffentliche Meinung sei wohl unverrückbar gegen Weselsky & Co.
Tatsächlich blieb es in den Bahnhöfen und Zügen auffällig ruhig. Die Bahn und viele Fahrgäste reagieren inzwischen „routiniert“ auf den Arbeitskampf. Die Notfahrpläne sind dünn gestrickt, aber sie funktionieren. In NRW fuhr zuletzt nach Bahn-Angaben ein Drittel der Fernzüge und etwa die Hälfte der Regionalbahnen. Die deutsche Industrie scheint diesen Streik relativ unbeschadet überstanden zu haben, hieß es gestern.
Bröckelt die Streikfront wirklich?
Und dann kursierten Gerüchte über eine bröckelnde Streikfront. Nur rund 6000 der 20 000 Lokführer der Bahn hätten sich an der seit Montag laufenden Arbeitsniederlegung beteiligt, meldete „Bild“. Im Güterverkehr sei nur jeder fünfte Lokführer dem Streikaufruf gefolgt. Dazu blühen Spekulationen über die Streikkasse. Kann sich die GDL neue Streiks noch leisten?
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Sven Schmitte, GDL-Chef in NRW, wollte jeden Zweifel an der Kampfbereitschaft der Lokführer ausräumen. „92 Prozent von den Kollegen, die streiken dürfen, streiken auch“, sagte Schmitte dieser Zeitung. Die Bahn „lüge“, sie rechne absichtlich Streikende aus den Dienstplänen heraus, um einen falschen Eindruck zu erwecken. Schmitte wettert: „Das ist kalte Aussperrung.“
500 streikende Lokführer haben sich nach GDL-Angaben allein am Mittwoch am Kölner Hauptbahnhof versammelt. „Wir stehen wie eine Eins“, sagte Schmitte. Und die Streikkasse sei bestens gefüllt: 75 Euro netto bekommen die Lokführer am Tag. Das liegt weit unter ihren Gehältern. Aber es sind immerhin 25 Euro mehr am Tag als bei früheren Streiks.
Bahn-Chef Grube zückt „Plan B“
Bahnchef Rüdiger Grube hat gerade eine zweite Initiative angekündigt, nachdem sein Wunsch-Vermittler Matthias Platzeck von der GDL abgelehnt worden ist. Noch vor Streik-Ende werde er „die nächste Stufe zünden“, sagte Grube. Er dämpfte aber zugleich die Erwartungen an seinen „Plan B“: „Die Lösung wird es nicht sein.“
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Die GDL vermutet weiter, dass die Bahn die Verhandlungen so lange hinauszögern möchte, bis im Sommer ein Tarifeinheitsgesetz neue Tatsachen schaffen würde.
Auf die Frage, wie die Gewerkschaft auf diese sich zuspitzende Situation reagieren soll, fällt Sven Schmitte nur ein Rezept ein: „Wir erhöhen den Druck.“ Die Kollegen im Kölner Hauptbahnhof hätten ein klares Signal für die kommende Woche gegeben: „Am besten, sofort mit dem Streik weitermachen.“