Essen. . Lehrer, Eltern und Gewerkschaften sehen erhebliche Probleme bei Umsetzung der Inklusion. Lehrer berichten von “chaotischen Zuständen“ in den Schulen.
An vielen Schulen in Nordrhein-Westfalen fehlen Sonderpädagogen, die die Inklusion, das gemeinsame Lernen von behinderten und nicht behinderten Kindern, begleiten sollen. Lehrer berichten von „chaotischen Zuständen“ in den Schulen.
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„Wir haben 100 Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf und neun Sonderpädagogen. Das ist zu wenig“, beklagt sich Reto Stein, didaktischer Leiter an der Gesamtschule Bockmühle in Essen. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) kennt dieses Problem. „Personelle Knappheit gibt es im ganzen Land. Es ist ein Systemfehler“, erklärt die GEW-Bezirkspersonalrätin Elisabeth Keim. An rund 40 Prozent der NRW-Grundschulen gebe es gar keine Sonderpädagogen, weil das Stellenbudget für Kinder mit Lern- und Entwicklungsstörungen bei weitem nicht ausreiche.
Pendelnde Sonderpädagogen "können nicht richtig fördern"
Viele Sonderpädagogen pendeln zwischen mehreren Schulen hin und her. Unter Lehrern spricht man von einem „Sonderpädagogen-Hopping“. „So können die Kinder nicht richtig gefördert werden“, findet Ilse Führer-Lehner von der GEW.
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Der Vorsitzende des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE), Udo Beckmann, beklagt, dass sich kaum ein Lehrer hinreichend auf die Inklusion vorbereitet fühle. „Laut unserer Berechnung müssten mindestens weitere 7000 Stellen vorwiegend für Sonderpädagogen geschaffen werden, um die Herausforderungen zu bewältigen.“ Das wären mehr als doppelt so viele Stellen, wie das Land NRW an den Schulen besetzen will. „3200 zusätzliche Lehrerstellen werden bis 2017/18 an den Schulen zur Verfügung gestellt“, so ein Sprecher des Schulministeriums.
Behindertenrechtskonvention vor sechs Jahren unterschrieben
Bereits vor sechs Jahren unterschrieb Deutschland die UN-Behindertenrechtskonvention und stimmte so der Einführung der Inklusion zu. „Eigentlich sollten sechs Jahre reichen, um sich auf das gemeinsame Lernen vorzubereiten“, kritisiert Eva-Maria Thoms, Vorsitzende des Vereins „Mittendrin“. Viele Schulen hätten jedoch bis zum letzten Moment gewartet, so dass sich nun „abenteuerliche Szenarien abspielen“.
Teilweise herrsche „großes Chaos“. Vor lauter Verzweiflung sei es an einem Gymnasium in Ratingen der Plan gewesen, die Kinder getrennt zu unterrichten. Das, schimpft Thoms, könne ja wohl nicht der Sinn des gemeinsamen Lernens sein.