Oberhausen. Oberhausener Lehrer sehen große Probleme beim Thema Inklusion. Die Bezirksregierung verpasste den Lehrerräten für den Schulausschuss einen Maulkorb.
Zu einem Eklat kam es in der jüngsten Sitzung des Schulausschusses. Der Zoff entzündete sich am Thema Inklusion und am Redeverbot, das die Bezirksregierung einigen Lehrerräten als deren Dienstherr für den Ausschuss erteilt hatte. Die Personalvertreter der Lehrer-Kollegien der Oberhausener Gymnasien hätten sich sonst in der Sitzung zu ihrer Kritik an der Umsetzung des gemeinsamen Lernens von Kindern mit und ohne Förderbedarf an den Regelschulen in Oberhausen äußern können.
Diese Kritik haben die Lehrerräten schon vor einigen Wochen in einem Brief an die Schulverwaltung, die Bezirksregierung und die lokale Politik geäußert. In dem Brief ist von Frust die Rede, davon, dass sich die Lehrer und Schulen mit der Umsetzung der Inklusion alleingelassen fühlen, dass sie angehört werden wollen. Sie fordern ein funktionsfähiges Konzept für das gemeinsame Lernen an den Regelschulen. Bis dahin sollte die Schließung von Förderschulen ausgesetzt werden.
Linke brachten Thema auf Agenda
Dass dieser Brief auf die Tagesordnung des Schulausschusses kam, ist der Fraktion der Linken zu verdanken, die beantragt hatte, dass Schulverwaltung und -Aufsicht zu den Fragen der Lehrerräten, die in dem Schreiben aufgeworfen werden, Stellung beziehen.
Schuldezernentin Elke Münich berichtete, dass aufgrund des Beschwerdebriefes ein Gespräch zwischen Vertretern des Schulträgers, also der Stadt, der Bezirksregierung und den Lehrerräten stattgefunden habe. „Das ist sehr konstruktiv gewesen.“ Den Vorwurf des fehlenden Konzepts konterte Münich mit dem Hinweis auf den Bildungsplan für die Oberhausener Schulen, an dem gearbeitet wird. „Wenn der fertig ist, dann haben wir auch ein Konzept.“ In diesem Zusammenhang werde eine Raumplanung für die Inklusion erstellt.
Auch Heike Grüter von der Bezirksregierung äußerte sich in der Sitzung – etwa zur Frage der Lehrerräte in dem Brief, was mit Förderschülern am Gymnasium mit Blick auf das G8-System passiere. „Das Wissen wir auch noch nicht, diese Situation müssen wir aushalten.“ Und: „Die konzeptionelle Entwicklung des gemeinsamen Lernens liegt bei den Schulen.“
BOB kritisiert "Maulkorb" für Lehrer
Wie hilfreich die Lehrerräte diese Beschreibung der Baustelle Inklusion empfunden haben, war wegen des Redeverbots in der Sitzung nicht zu erfahren. Dafür schaffte es Michael von Tettau, Leiter des Bertha-von-Suttner-Gymnasiums, auf die Redeliste. Der Direktor forderte, „die reden zu lassen, die die Inklusion umsetzen müssen. Es ist eine unerträgliche Situation, dass Schulleiter und Lehrer Angst haben, sich in der Öffentlichkeit zu äußern.“ Die Probleme seien größer als allgemein bekannt. Für die Schulen sei längst „die Grenze des Zumutbaren erreicht“. Die Herausforderungen der Inklusion müssten öffentlich diskutiert und nicht nur von oben verordnet werden. Sonst provoziere man auch den Widerstand von Eltern.
Den „Maulkorb“ für die Lehrerräte kritisierten CDU, Linke und BOB heftig. Karl van den Mond (BOB) forderte, dass der Ausschuss das Redeverbot bei der Bezirksregierung ausdrücklich missbilligen solle. Ausschussvorsitzender Wolfgang Große Brömer (SPD) sagte zu, dies in einem entsprechenden Brief an die zuständigen Stellen zum Ausdruck zu bringen. „Ich kann das Redeverbot nicht aufheben, ich bedauere auch, dass die Lehrer hier nicht sprechen dürfen, aber bedenken Sie, in welche Lage wir die Kollegen bringen“, meinte Große Brömer. „Ich kann die dienstrechtlichen Konsequenzen nicht verhindern.“ Viele der angesprochenen Fragen könne sowieso nicht der Schulträger vor Ort lösen, da sei das Land gefragt, „da müssen wir anderswo Gespräche führen“ Große Brömer ist auch Vorsitzender des Schulausschusses im Landtag.