Essen. Satire oder doch bitterer Ernst? Mit einem skurrilen Aufruf zum Boykott von Rewe machte die AfD auf sich aufmerksam und schoss damit ein Eigentor.

Einen peinlichen Facebook-Ausrutscher leistete sich die Alternative für Deutschland (AfD) am Dienstag: Der AfD-Kreisverband Mecklenburg-Schwerin rief auf seiner offiziellen Seite zum Rewe-Boykott auf und schoss damit ein ordentliches Eigentor. Was war passiert?

AfD-Kreisverband wollte sich mit Lucke solidarisieren

Nachdem AfD-Chef Bernd Lucke am Samstag von Anhängern des 1. FC Köln im Bordrestaurant eines ICE angepöbelt und zum Verlassen des Bereichs aufgefordert worden war, wollte sich der AfD-Kreisverband mit Lucke solidarisieren.

Ein Bild mit einem roten Warnschild vor dem Emblem des Kölner Trikotsponsors begleitet von dem Schriftzug "Boykott bis zur Entschuldigung", stand auf der Facebook-Seite des AfD-Kreisverbands und bei Twitter. Dafür erntete die Partei zahlreiche kritische und hämische Kommentare. Viele Nutzer kündigten an, jetzt erst recht bei Rewe einkaufen gehen zu wollen. Einige glaubten sogar an Satire.

Facebook-Post von Partei-Seite verschwunden

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Inzwischen ist das Bild wieder von der Facebook-Seite des AfD-Kreisverbands verschwunden. Stattdessen versucht sich die AfD mit einem neuen Eintrag, der sich an "all die Empörten und Distanzierer, die Scheinheiligen, die Schubladendenker, Moralapostel, Ignoranten, Gutmenschen und Mitläufer" richtet.

Mit einem Zitat, das die AfD Oscar Wilde zuordnet (tatsächlich stammt es aber von einer fiktiven Person seines Stücks "Ein idealer Gatte"), will sich die Partei ihren Kritikern zur Wehr setzen: "Moral ist weiter nichts als die Haltung, die wir Leuten gegenüber einnehmen, gegen die wir eine persönliche Abneigung haben", heißt es dort.

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AfD-Sprecher mit Erklärungsversuch

„Warum Rewe?" AfD Mecklenburg-Vorpommern-Sprecher, Thomas de Jesus Fernandes, versucht in einem Interview mit heute plus zu erklären: "Wir hätten auch zum Boykott der Deutschen Bahn oder des 1.FC Köln aufrufen können, aber das klingt vollkommen unrealistisch, da die Deutsche Bahn sowieso derzeit streikt und der echte Kölner Fan sich doch nicht von seinem Verein trennen würde." Aber einen Einkaufsboykott der Rewe Group könne die Partei am glaubhaftesten verkaufen.