Bottrop. . Der Streit innerhalb der Alternative für Deutschland (AfD) in NRW ist eskaliert: Mehrere Vorstandsmitglieder haben den Parteitag in Bottrop gekippt.

Der seit Monaten schwelende Richtungsstreit und die persönlichen Anfeindungen in der NRW-Parteispitze der Alternative für Deutschland (AfD) erreichen einen neuen Höhepunkt. Am Mittwoch bestätigte AfD-Vorstandsmitglied Renate Zillessen: Der für den 25. und 26. April in Bottrop geplante Landesparteitag fällt aus.

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Von Matthias Korfmann

Stattdessen werde es dort nur eine „Informationsveranstaltung“ geben, in der die Gründe für den abgesagten Parteitag erklärt werden sollten. Zillessen selbst rechnet mit einer „Schlammschlacht“.

Die allerdings tobt bereits seit Monaten innerhalb der nordrhein-westfälischen AfD. Der Streit entzündet sich an der Person des Landessprechers (Vorsitzenden) Marcus Pretzell. Der 41-jährige Jurist und Europaabgeordnete war unter anderem wegen einer angeblichen Steuerschuld und Pfändungsdrohungen der Finanzbehörden in die Kritik geraten.

AfD spricht von "Verschiebung"

Innerparteiliche Gegner werfen ihm „private chaotische Zustände“ vor, der Bundesvorstand hatte zuletzt sogar „Sondergutachter“ losgeschickt, um Infos rund um die Person Pretzell zusammenzutragen. Einer der Vorwürfe: Pretzell hätte 2014 gar nicht zum Vorsitzenden gewählt werden dürfen, weil er damals offiziell gar nicht in NRW gewohnt habe. Der Gescholtene wehrt sich gegen diese Vorwürfe.

Eine vierköpfige Gruppe im AfD-Landesvorstand will Pretzell offenbar mit allen Mitteln loswerden. Zu seinen härtesten Gegnern zählen ausgerechnet seine Stellvertreter: der Olper Unternehmer Reiner Rohlje und Manfred Pühringer aus Meerbusch. Sie stehen dem Bundesparteichef Bernd Lucke nahe, der den von Beobachtern als „nationalkonservativ“ beschriebenen Pretzell jüngst „abgemahnt“ hatte.

Die AfD-Spitze hat ihren NRW-Landesvorsitzenden Marcus Pretzell abgemahnt. (imago/Archiv)
Die AfD-Spitze hat ihren NRW-Landesvorsitzenden Marcus Pretzell abgemahnt. (imago/Archiv)

Die Absage des Landesparteitags – die Partei selbst spricht von einer „Verschiebung“ – geht auf einen Vorstoß von Reiner Rohlje zurück. Er hatte das parteiinterne Schiedsgericht angerufen, weil er und die anderen Pretzell-Gegner befürchteten, in Bottrop keine Gelegenheit zur Kritk am Landesvorsitzenden zu bekommen.

„In einer Demokratie sollte jeder zu Wort kommen können, aber das sollte in Bottrop offenbar nicht so sein“, sagte Rohlje. Das Schiedsgericht bemängelte, dass zu einer Vorstandssitzung, in der die Tagesordnung und die Einladung nach Bottrop festgelegt wurde, nicht fristgerecht eingeladen worden sei.