Washington. Einen Tag nach Hillary Clinton hat der republikanische US-Senator Marco Rubio ebenfalls seinen Hut für den Kampf ums Weiße Haus in den Ring geworfen.
Als Marco Rubio am Montag in der Nachmittagssonne von Miami am Rednerpult stand, wusste man nicht so recht, was größere Schatten wirft: Der symbolträchtige Freedom Tower hinter ihm, in dem in den 70er Jahren zigtausende kubanische Immigranten ähnlich wie auf Ellis Island bei New York abgefertigt wurden. Oder die riesige Medien-Bugwelle, die Hillary Clinton mit ihrer Bekanntmachung vom Vortag auslöste, 2016 als demokratisches Schwergewicht für das Weiße Haus zu kandidieren. Da will der Republikaner mit kubanischen Wurzeln nämlich auch hin.
Der erst 43-jährige Senator, vor vier Jahren durch den Erfolg des radikal-populistischen Tea Party-Arms seiner Partei in Washington in Amt und Funktion gespült, gilt dabei als vorschnell. „Er hat doch eine brillante Karriere im Senat vor sich“, grantelt der frühere Chef der Republikaner in Florida, Al Cardenas. Aber Rubio, Sohn eines Dienstmädchens und eines Barkeepers, hat alle Ratschläge der Partei-Senioren ignoriert, es erst in vier, besser noch in acht Jahren mit dem Sprung nach ganz oben zu versuchen.
Der dritte Mann im Rennen ums Weiße Haus
„Ich trete an“, sagte der mit einer ehemaligen Cheerleaderin des örtlichen Football-Teams Miami Dolphins verheiratete Vater von vier Kindern: Amanda, Daniella, Anthony und Dominick. Damit haben die Republikaner - nach Ted Cruz und Rand Paul, ebenfalls Senatoren - bereits den dritten Mann im Rennen um das Weiße Haus.
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Der Glanz der ersten Jahre, als man den vor Ehrgeiz brennenden Sohn kubanischer Einwanderer für einen Latino-Obama hielt, ist inzwischen verblasst. Als Senator hatte sich Rubio vergebens an einem Gesetz versucht, das den Hoffnungen vieler der 11 Millionen illegalen Einwanderer auf sicheren Aufenthaltsstatus entgegenkommt, ohne dass die Überfremdungsängste weißer, traditioneller Wählerschichten damit noch weiter geschürt werden.
Seit das Projekt misslungen ist, weil seine eigene Partei im Repräsentantenhaus quer schoss, hat sich Rubio ganz auf das Attackieren der Außen- und Sicherheitspolitik Obamas verlegt. Iran, arabischer Frühling, Russland/Ukraine, China, Cyber-Kriminaliät - kein geopolitisches Feld, auf dem Rubio dem Amtsinhaber nicht „Totalversagen“ und „Unentschlossenheit“ vorhält. Oder beides.
Wertegerüst liegt im Mainstream der Republikaner
Was er im Falle seiner Wahl anders machen würde, wollte der in erzkonservativen Kreisen abgöttisch geliebte Fox-News-Moderator Sean Hannity kürzlich in Washington von Rubio wissen. Die Antwort des selbst ernannten „Falken“, der den Islamischen Staat (IS) mit Hilfe eines regionalen Bündnisses am Boden und US-Feuerkraft aus dem Himmel „auslöschen“ will, fiel so plattitüdenhaft aus, dass selbst Hannity nicht mehr nachfragte.
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Rubios Wertegerüst liegt im Mainstream der Partei. Gegen Homo-Ehe, gegen Marihuana-Legalisierung, gegen Abtreibung, gegen staatliche Einmischung. Aber anders als die in etwa gleichaltrigen Cruz und Paul hat der Katholik Rubio einen landsmannschaftlichen Nachteil. Aus Florida stammt ebenfalls Präsidenten-Sohn-Bruder Jeb Bush, der bald auch seinen Hut in den Ring werfen wird.
In Florida kann die Sonne nur für einen von beiden scheinen.