Weimar. 70 Jahre nach der Befreiung haben Überlebende des KZ Buchenwald bei Weimar der Nazi-Opfer gedacht. 80 frühere Insassen sind dafür zusammengekommen.

Mit einer Schweigeminute haben etwa 80 Überlebende des KZ Buchenwald am Samstag um 15.15 Uhr - dem Zeitpunkt der Befreiung vor 70 Jahren - ihrer toten Kameraden gedacht. Auf dem ehemaligen Appellplatz hinter dem Tor mit der zynischen Aufschrift "Jedem das Seine" legten die Überlebenden weiße Rosen und rote Nelken nieder.

Insgesamt etwa 250.000 Männer, Frauen und Kinder hatte das NS-Regime bis zum 11. April 1945 auf dem Ettersberg bei Weimar und seinen 136 Außenlagern gefangen gehalten. Rund 56.000 von ihnen starben an Hunger, Kälte und Krankheiten oder wurden ermordet. An der Gedenkminute nahmen am Samstag auch viele Thüringer und Besucher der Gedenkstätte teil.

Wiedersehen der Überlebenden

Für viele KZ-Überlebende gab es ein Wiedersehen. Manche von ihnen kommen jedes Jahr zum Tag der Befreiung. Einige der hochbetagten Gäste trugen bei der ergreifenden Zeremonie alte Häftlingsuniformen. Manche wagten zum erstem Mal überhaupt den Weg zurück an den Ort ihres unfassbaren Leidens.

Gedenken in Buchenwald

Gedenken in Buchenwald: 70 Jahre nach der Befreiung des Konzentrationslagers bei Weimar...
Gedenken in Buchenwald: 70 Jahre nach der Befreiung des Konzentrationslagers bei Weimar... © dpa
... haben etwa 80 Überlebende und ihre Begleitungen...
... haben etwa 80 Überlebende und ihre Begleitungen... © dpa
... auf dem einstigen Appellplatz ihrer gestorbenen Mithäftlinge gedacht.
... auf dem einstigen Appellplatz ihrer gestorbenen Mithäftlinge gedacht. © dpa
Petro Mischtschuk aus der Ukraine war einer der mehr als 250.000 Menschen,...
Petro Mischtschuk aus der Ukraine war einer der mehr als 250.000 Menschen,... © dpa
... die von den Nazis in das KZ bei Weimar gebracht wurden. Errichtet wurde das Lager 1937. Die ersten Häftlinge...
... die von den Nazis in das KZ bei Weimar gebracht wurden. Errichtet wurde das Lager 1937. Die ersten Häftlinge... © dpa
... waren Gegner des Regimes, Zeugen Jehovas, Homosexuelle und Kriminelle. Nach Kriegsbeginn 1939...
... waren Gegner des Regimes, Zeugen Jehovas, Homosexuelle und Kriminelle. Nach Kriegsbeginn 1939... © dpa
... wurden Menschen aus ganz Europa in das KZ und seine 136 Außenlager verschleppt. Bei Kriegsende...
... wurden Menschen aus ganz Europa in das KZ und seine 136 Außenlager verschleppt. Bei Kriegsende... © dpa
... war Buchenwald das größte Lager auf deutschem Boden.
... war Buchenwald das größte Lager auf deutschem Boden. © dpa
Die Häftlinge mussten Zwangsarbeit für die deutsche Rüstungsindustrie leisten. 56.000 von ihnen wurden ermordet oder starben an Hunger, medizinischen Experimenten oder Zwangsarbeit.
Die Häftlinge mussten Zwangsarbeit für die deutsche Rüstungsindustrie leisten. 56.000 von ihnen wurden ermordet oder starben an Hunger, medizinischen Experimenten oder Zwangsarbeit. © dpa
Sie haben Buchenwald überlebt - und sind 70 Jahre später an den Ort zurückgekehrt. Günter Pappenheim aus Deutschland,...
Sie haben Buchenwald überlebt - und sind 70 Jahre später an den Ort zurückgekehrt. Günter Pappenheim aus Deutschland,... © dpa
... Heinrich Bukszpan aus Polen,...
... Heinrich Bukszpan aus Polen,... © dpa
... Ed Carter-Edwards aus Kanada,...
... Ed Carter-Edwards aus Kanada,... © dpa
... James Engelken Anderson aus den USA,...
... James Engelken Anderson aus den USA,... © dpa
... Bertrand Herz aus Frankreich...
... Bertrand Herz aus Frankreich... © dpa
... und Floreal Barrier aus Frankreich. Manche der einstigen Insassen...
... und Floreal Barrier aus Frankreich. Manche der einstigen Insassen... © dpa
... trugen bei der Gedenkveranstaltung ihre Häftlingsbinde.
... trugen bei der Gedenkveranstaltung ihre Häftlingsbinde. © dpa
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Am Vormittag des 11. April 1945 hatten US-Soldaten den Ettersberg bei Weimar erreicht und lieferten sich Gefechte mit SS-Wachmannschaften. Diese flohen. Gegen 15.00 Uhr übernahmen bewaffnete Widerstandsgruppen aus den Reihen politischer Häftlinge die Kontrolle über das Lager und gingen ihren Befreiern entgegen.

21.000 Insassen waren noch im Lager

Im Lager waren noch etwa 21.000 Menschen, darunter 904 Kinder und Jugendliche. Die SS hatte in den letzten Kriegstagen - auch noch am 11. April - Zehntausende Häftlinge vor den heranrückenden Alliierten auf "Todesmärsche" getrieben. Tausende starben so kurz vor der Befreiung.

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Auf dem Lagergelände enthüllten Überlebende und der spanische Botschafter in Deutschland, Juan Pablo Garcia-Berdoy, einen Gedenkstein für die republikanischen Häftlinge. Sie waren nach dem spanischen Bürgerkrieg 1936 nach Buchenwald gekommen. "Sie haben mutig für die Freiheit Spaniens gekämpft und waren an unserer Seite", sagte Günter Pappenheim, Vizepräsident der Häftlingsorganisation Internationales Komitee Buchenwald-Dora und Kommandos.

1000 Buchen zur Erinnerung

Am Vormittag hatten Familienangehörige von Häftlingen aus Deutschland, Polen und Frankreich zwölf Bäume in der Nähe der einstigen "Blutstraße" gepflanzt. Mit der Aktion "1000 Buchen" wollen sie sich einen Ort des Erinnerns und Gedenkens schaffen. Über die "Blutstraße" trieb und karrte die SS einst die Häftlinge in das Lager.

Buchenwald war Anfang 1945 mit 110.000 Häftlingen das größte Konzentrationslager auf deutschem Boden. Im April 1945 wurden unter anderem auch die Lager Bergen-Belsen, Ravensbrück und Dachau befreit. (dpa)