Athen. . Hätte Alexis Tsipras bei den Verhandlungen mit der Eurogruppe keine Zugeständnisse bei den Sparauflagen gemacht, hätte der Staatsbankrott gedroht.

Er habe keinen Zauberstab, er könne keine Wunder vollbringen, sagte Alexis Tsipras schon als Oppositionsführer im Wahlkampf seinen Landsleuten. Wie wahr. Die Entzauberung des Premierministers Tsipras hat jetzt begonnen, vier Wochen nach der Wahl. Die nach langem Ringen erzielte Vereinbarung in der Eurogruppe sei „das Ende der Illusionen“, sagt die oppositionelle sozialdemokratische Pasok. Und die Zeitung „Kathimerini“ kommentierte, die Regierung sei „auf dem Boden der Realitäten gelandet“.

Alexis Tsipras wäre ein schlechter Politiker, wenn er das Verhandlungsergebnis von Brüssel nicht als großen Sieg hinstellen würde, wie er es in seiner Fernsehansprache an die Nation am Samstag tat. Er spricht von einer „gewonnenen Schlacht“. Bei nüchterner Betrachtung hat die neue griechische Regierung aber nur einen sehr kleinen Teil dessen erreicht, was sie sich vorgenommen hatte.

Die Troika heißt nicht mehr so

Gewiss, die Gläubiger werden den Schraubstock der Sparvorgaben wohl ein wenig lockern. Und die verhasste Troika, die der griechische Finanzminister Yanis Varoufakis gleich zu Beginn seiner Amtszeit für tot erklärte, kommt tatsächlich in dem Brüsseler Kommuniqué nicht mehr vor.

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Es gibt sie aber weiter. Die drei Herren sind quicklebendig, und Griechenland wird auch künftig ihren Kontrollen unterliegen. Nur spricht man jetzt, aus Rücksicht auf die griechischen Empfindlichkeiten, von den Vertretern der „Institutionen“, also der EU-Kommission, der Europäischen Zentralbank und des Internationalen Währungsfonds. Er werde die Verträge mit den Gläubigern „zerreißen“, versprach Tsipras im Wahlkampf. Stattdessen muss seine Regierung nun die noch nicht abgehakten Punkte der alten Reform- und Sparagenda umsetzen. Tsipras hatte keine andere Wahl. Seinem Land geht das Geld aus, und Hilfskredite gibt es nur gegen Auflagen.

Mit der Einigung in der Eurogruppe ist die Krise allerdings nur entschärft und nicht gelöst. Bis zum Montagabend muss die Regierung nun ihre Reformvorstellungen auflisten, die von der ehemaligen Troika gebilligt werden müssen. Erst dann wird sich entscheiden, ob der Kompromiss trägt.

Staatsbankrott ist abgewendet

Dass Tsipras angesichts dieses für Griechenland eher mageren Verhandlungsergebnisses daheim bisher nicht unter Beschuss geriet und sogar von Teilen der Opposition Applaus bekommt, ist der allgemeinen Erleichterung geschuldet, dass überhaupt eine Einigung erzielt wurde und die drohende Katastrophe – der Staatsbankrott und der Abschied vom Euro – abgewendet wurde.

Noch hält der mächtige linksextreme Flügel der Regierungspartei still, und auch der ultra-nationale Koalitionspartner, die Unabhängigen Griechen, revoltiert nicht. Das könnte sich aber ändern, wenn die Regierung ihre Reformagenda in Brüssel vorlegt. Dann dürfte allen klar werden, wie wenig von den Wahlversprechen übrig bleibt. Tsipras hatte recht, als er in seiner Fernseh-Ansprache sagte: „Die eigentlichen Schwierigkeiten liegen noch vor uns.“ Das gilt vor allem für seine Partei und seine Koalition.