Brüssel/Athen. Die Euro-Gruppe und Griechenland haben sich im Schuldenstreit erst einmal geeinigt. Viele Stolpersteine gibt es aber noch. Auch muss jetzt Vertrauen wieder hergestellt werden.

Am Ende ging es schneller als erwartet - ohne aufreibende Nachtsitzung und ohne ermüdenden Verhandlungsmarathon. Selbst die kühnsten Optimisten in Brüssel hatten im griechischen Schuldendrama nicht diesen Ausgang erwartet. Ein Durchbruch, den nach den teils heftigen Wortgefechten vor der entscheidenden Runde am Freitagabend so niemand auf der Rechnung hatte: Athen bekommt vier Monate Zeit, muss eine Reformliste vorlegen, kann auch eigene Maßnahmen umsetzen - und auf weitere Milliarden hoffen. Stolpersteine gibt es noch reichlich. Das Misstrauen bleibt groß.

Überschäumender Jubel machte sich in Brüssel aber nicht breit - wohl auch nicht in Athen. Denn vorerst wurde nur ein erster Schritt getan, um die weitere Finanzierung des hoch verschuldeten Landes zu sichern und die Staatspleite abzuwenden - in den nächsten Monaten zumindest. Viel war auch nach den aufreibenden Stunden die Rede davon, jetzt erst einmal wieder Vertrauen herzustellen. Vorsichtig wurde von einer Brücke gesprochen. Wie weitere Hilfen aussehen und wie hoch sie sein werden, ist zum jetzigen Zeitpunkt offen.

"Es geht voran, es geht voran, es geht voran"

Schon die Vorgespräche und Abstimmungen in kleinem Kreis dauerten länger als geplant. Sie waren offensichtlich auch ergiebiger als üblich. Denn kaum hatte das eigentliche Ministertreffen mit dreieinhalbstündiger Verspätung begonnen, da machte schon das Wort "Einigung" das erste Mal die Runde. Athener Fernsehsender preschten einmal mehr vor, was die Euro-Minister diesmal aber als gutes Zeichen werteten. Denn es galt als Hinweis, dass Regierungschef Alexis Tsipras vom Linksbündnis Syriza von Athen aus grünes Licht für eine Einigung Richtung Brüssel gegeben haben könnte.

Fakt ist: Die Griechen hatten bei diesem dritten Krisentreffen innerhalb von nicht einmal zwei Wochen offenbar schwere Kost zu schlucken. Die Kritik am Antrag der neuen Links-Rechts-Regierung auf Verlängerung der Finanzhilfen ohne die geforderten klaren Zusagen war groß, nicht nur vom deutschen Finanzminister Wolfgang Schäuble. Dabei hatte sich zuvor der Athener Ressortchef Gianis Varoufakis noch selbst für die Kompromissbereitschaft gelobt. Athen sei "zehn Meilen" statt nur "einer Meile" gegangen. Er glaube, dass die Einigung das Interesse des durchschnittlichen Europäers über alles andere stelle. "Wir haben gezeigt, dass die Eurogruppe einem Land wie Griechenland helfen kann, einen Grad an Freiheit zu bekommen, der essenziell für Demokratie ist."

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Eurogruppen-Chef Jeroen Dijsselbloem legte schließlich den Griechen ein Papier mit den klaren Vorstellungen der Geldgeber auf den Tisch, telefonierte mit Tsipras und stellte dem Vernehmen nach klar: Dieses Papier oder keines. Auch der Chef der Europäischen Zentralbank (EZB), Mario Draghi, spielte eine entscheidende Rolle. Sicher gab es Warnungen des Notenbankers über einen drohenden Kollaps der griechischen Geldhäuser. EU-Währungskommissar Pierre Moscovici jedenfalls jubelte schon zwischendurch munter und ließ die Welt per Kurznachrichtendienst Twitter wissen: "es geht voran, es geht voran, es geht voran." (dpa)

Lesen Sie dazu den Kommentar von Gudrun Büscher

Der Fahrplan für weitere Griechenland-Hilfen 

Im Schuldenstreit zwischen Griechenland und den Geldgebern aus den anderen Eurostaaten gibt es eine erste Einigung. Die nächsten Schritte im Überblick:

Montag, 23. Februar: Bis Ende des Tages muss die griechische Regierung eine Liste mit Reformen vorlegen, mit der die Ziele des aktuellen Hilfsprogrammes erreicht werden sollen.

Dienstag, 24. Februar: Die Geldgeber prüfen die Pläne. Wenn sie grünes Licht geben, kann eine Verlängerung des Hilfsprogrammes offiziell beschlossen werden. In Ländern wie Deutschland muss schließlich auch das Parlament zustimmen.

Freitag, 28. Februar: Eigentlich läuft das aktuelle Hilfsprogramm der Europäer an diesem Tag aus. Wenn alles glattgeht, wird es allerdings bis zum 30. Juni verlängert.

Ende April: Bis zu diesem Zeitpunkt muss die griechische Regierung eine finale Aufstellung ihrer Reformpläne vorgelegt haben. Die Geldgeber müssen ihm zustimmen.

30. Juni: An diesem Tag soll das verlängerte Hilfsprogramm auslaufen. Folgen könnte ein neues Programm