Berlin/Kopenhagen. Nach den blutigen Anschlägen von Islamisten in Paris und Kopenhagen ist eine politische Debatte um die Sicherheit von Juden in Europa entbrannt.

Bundeskanzlerin Angela Merkel hat den jüdischen Bürgern Deutschlands versichert, dass sie gut beschützt werden. Die Verantwortlichen täten alles dafür, dass die Sicherheit jüdischer Einrichtungen und Bürger gewährleistet werde, sagte Merkel. „Wir möchten gerne mit den Juden, die heute in Deutschland sind, weiter gut zusammenleben.“ Sie ergänzte: „Wir sind froh und auch dankbar, dass es wieder jüdisches Leben in Deutschland gibt.“

Die Kanzlerin reagierte damit auf Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu, der angesichts der Anschläge die Juden in Europa dazu aufgerufen hatte, nach Israel auszuwandern. „Juden wurden auf europäischem Boden ermordet, nur weil sie Juden waren“, so Netanjahu. „Diese Terrorwelle wird weitergehen.“ Er wende sich an die Juden in Europa: „Israel ist eure Heimstätte.“

Dänemarks Chefrabbiner Jair Melchior kritisierte den Aufruf. „Wir haben keine Angst“, sagte er dem israelischen Rundfunk. „Wir lassen uns nicht von Terroristen dazu zwingen, unser tägliches Leben zu ändern, in Angst zu leben und an andere Orte zu fliehen.“ Juden könnten nach Israel auswandern, weil sie den jüdischen Staat liebten, „aber nicht, weil sie Angst haben, in Dänemark zu leben“, sagte der Oberrabbiner.

Aufruf zu erhöhter Wachsamkeit in Deutschland

Der Zentralrat der Juden in Deutschland rief die Sicherheitsbehörden nach den Anschlägen zu erhöhter Wachsamkeit auf. „Unter dieser Voraussetzung ist jüdisches Leben auch in Deutschland weiterhin möglich“, sagte Präsident des Zentralrats, Josef Schuster.

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Auch die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, Charlotte Knob­loch, sieht in einer Auswanderung europäischer Juden keine angemessene Reaktion auf die jüngsten Anschläge. Denn der islamistische Terror bedrohe die europäischen Demokratien als Ganzes.

„Wer in Europa Juden angreift, greift die gesamte europäische Gesellschaft und ihre freiheitlichen Werte an“, sagte Knob­loch. Die antisemitische Gewalt müsse in Europa entschlossen bekämpft werden.