Kopenhagen. Was radikalisierte den Attentäter von Kopenhagen? In der Schule schlug er sich prächtig, im Leben nicht. Bei der Polizei war er kein Unbekannter.
- Der Attentäter von Kopenhagen hieß laut dänischen Medien Omar Abdel Hamid el-Hussein. Laut "Politiken" sind seine Eltern Palästinenser
- Bekannte Vorstrafen: Verstoß gegen das Waffengesetz, gefährliche Körperverletzung. Nach einem Messerangriff kam El-Hussein erst vor wenigen Wochen aus dem Gefängnis frei.
- Laut "Politiken" betrachtete El-Hussein Palästina als seine zweite Heimat und äußerte sich hasserfüllt über Juden und Israel. "Berlingske" zufolge wollte sich El-Hussein in Syrien der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) anschließen.
Auch am zweiten Tag nach den tödlichen Terroranschlägen steht Kopenhagen unter Schock. Gleichzeitig gelangen immer mehr Informationen über den mutmaßlichen Attentäter an die Öffentlichkeit. Demnach ist der Mann der am frühen Sonntagmorgen von der Polizei erschossen wurde 22 Jahre alt und Sohn palästinensischer Eltern.
Der Mann, dessen Name laut Medien Omar Abdel Hamid el-Hussein ist, saß bis vor wenigen Wochen wegen einer Messerattacke in einer S-Bahn im Gefängnis. Dort habe er nach Angaben der Behörden extremistische Einstellungen geäußert, meldete die Nachrichtenagentur Ritzau.
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Attentäter saß schon im Gefängnis
El-Hussein soll sich mehrfach sehr wütend über Israel geäußert haben. Der in Dänemark geborene 22-Jährige habe Palästina als zweite Heimat betrachtet und sich sehr für die Palästinenser engagiert, berichtete die dänische Zeitung "Politiken" am Montag unter Berufung auf Mitschüler des Mannes, der eine Erwachsenenbildung absolviert hatte. Einer seiner Freunde sagte dem Blatt: "Er hatte keine Angst offen zu sagen, dass er Juden hasse." Bei der Polizei war der 22-Jährige kein Unbekannter.
Nach Informationen des dänischen Rundfunks ist der Mann erst vor wenigen Wochen aus dem Gefängnis entlassen worden. Der 22-Jährige hatte laut "Danmarks Radio" im November 2013 einen Messerangriff in einer S-Bahn verübt.
El-Hussein wollte sich offenbar dem IS anschließen
Er soll dafür im Dezember 2014 zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt, aber im Januar dieses Jahres schon wieder entlassen worden sein, weil er so lange in Untersuchungshaft gesessen hatte. Dort sei er den Behörden aufgefallen, weil er 39 Mal extremistische Einstellungen geäußert habe, meldete die Nachrichtenagentur Ritzau.
Eine entsprechende Warnung sei an den Geheimdienst PET weitergegeben worden. Laut "Berlingske" wollte sich El-Hussein in Syrien sogar der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) anschließen. Die Behörden bestätigten den Bericht nicht.
Anwalt des Attentäters von Tat überrascht
Die Ermittler hatten nach der Tat erklärt, es gebe nach ersten Erkenntnissen keine Hinweise darauf, dass der mutmaßliche Täter Verbindungen zum IS gehabt habe.
Die Behörden betonten, sie veröffentlichten keine Informationen über bestimmte Personen, teilten aber mit, es handle sich um einen 22-Jährigen. Dagegen erklärte El-Husseins Anwalt Rolf Gregersen per SMS, er wäre außerordentlich überrascht, wenn sein Mandant die Terroranschläge vom Wochenende begangen haben sollte.
"Fleißiger und begabter Schüler"
Das dänische Fernsehen sprach mit dem ehemaligen Schulleiter des Täters: "Er war ein sehr fleißiger und begabter Schüler, der sich rein fachlich gut geschlagen hat", sagte Peter Zinkernagel. Er leitet das Zentrum für Erwachsenenbildung, das der 22-Jährige vor den Angriffen besucht hatte. Nach Informationen des Senders war er aber nach dem Messerangriff 2013 aus der Schule geworfen worden.
In der Schule habe sich der junge Mann meist an seine muslimischen Klassenkameraden gehalten, erzählte ein ehemaliger Mitschüler. Freunde beschreiben ihn als Einzelgänger, der bisweilen unbeherrscht war - besonders beim Thema Palästina.
Terroranschlag in Kopenhagen
Schockierter Vater
El-Husseins Vater reagiert bestürzt auf die Tat seines Sohnes. "Ich bin genauso schockiert wie der Rest der Welt", sagte der Vater des 22-jährigen Omar Abdel Hamid el-Hussein der Zeitung "Jyllands Posten" am Montag. Er habe erst durch einen Anruf der Polizei von den Attentaten seines Sohnes erfahren. Mehr wolle er nicht sagen.
Der 22-Jährige hatte am Samstag und in der Nacht zu Sonntag zwei Menschen erschossen, einer von ihnen war ein 37 Jahre alter jüdischen Wachmann. Am Sonntagmorgen wurde der Angreifer bei einem Schusswechsel mit der Polizei getötet. (dpa/we)