Berlin. . Polizei nimmt in Berlin mutmaßliche Islamisten fest. Nach den Anschlägen von Paris wächst auch in Deutschland der Druck auf die Radikalen.
Einer der beiden in Berlin festgenommenen Terrorverdächtigen stand unmittelbar vor der Ausreise nach Syrien. "Wir haben bei den Durchsuchungen Flugtickets für diese Reise gefunden und beschlagnahmt", sagte Polizeisprecher Stefan Redlich. Dem 41-jährigen Ismet D. wird vorgeworfen, als selbst ernannter "Emir" und sogenannter "Weisenratspräsident" eine Islamistengruppe in Berlin-Tiergarten anzuführen und radikalisiert zu haben.
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Er und ein zweiter Verdächtiger sollen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) mit Geld und Logistik unterstützt haben. Die beiden Männer stehen zusammen mit drei weiteren in Berlin lebenden Männern im Verdacht, eine schwere staatsgefährdende Gewalttat in Syrien vorbereitet zu haben, wie Staatsanwaltschaft und Polizei mitteilten. Die drei anderen Männer sind auf freiem Fuß. Sie wurden nicht festgenommen, weil die Tatvorwürfe nicht schwerwiegend genug seien, dass es für einen Haftbefehl reiche, hieß es.
Keine Hinweise auf geplante Anschläge in Deutschland
Innensenator Frank Henkel (CDU) erklärte: "Solche Einsätze zeigen, dass wir die Szene im Blick haben und Druck ausüben." Der Anti-Terror-Einsatz in Berlin habe in keinem Zusammenhang zu den Attentaten in Frankreich gestanden. "Die Ermittlungen werden seit einem Jahr geführt. Und auch dieser Einsatz ist seit längerem vorbereitet worden", sagte der Polizeisprecher. Es gebe keine Hinweise, dass Anschläge in Deutschland geplant gewesen seien.
Von 6 bis 10 Uhr durchsuchten am Freitagmorgen rund 250 Polizisten elf Wohnungen in Berlin, vor allem in den Stadtteilen Wedding und Moabit.
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250 Beamte und drei Spezialeinsatzkommandos
Zuletzt gab es in Deutschland schon häufiger Durchsuchungen und Festnahmen von Heimkehrern aus Syrien und dem Irak. Am Donnerstag war in Wolfsburg ein Deutsch-Tunesier festgenommen worden, der sich dem IS angeschlossen haben soll. Während eines knapp dreimonatigen Aufenthalts in Syrien soll er eine Kampfausbildung durchlaufen haben. Der Bundesgerichtshof wollte am Freitag über einen Haftbefehl gegen den 26-Jährigen entscheiden. In Pforzheim hatte die Polizei am Donnerstag Wohnungen mutmaßlicher Islamisten durchsucht. Auch in diesen beiden Fällen gab es keine Anhaltspunkte für Anschläge in Deutschland.
Neue Festnahmen nach Terrorwelle in Paris
Im Zusammenhang mit den Ermittlungen zu den islamistischen Terroranschlägen von Paris sind in Frankreich erneut mehrere Personen festgenommen worden. Nach Angaben aus Justizkreisen habe die Polizei in der Nacht zum Freitag im Großraum Paris zugegriffen, berichtete der Nachrichtensender BFMTV. Insgesamt zwölf Verdächtige seien für Vernehmungen in Gewahrsam gekommen.
Ob es sich um mögliche Komplizen oder Helfer der Attentäter handelt, war zunächst unklar. Diese waren am Freitag vergangener Woche beim Zugriff der Polizei erschossen worden, nachdem sie 17 Menschen getötet hatten.
Tote bei Anti-Terror-Einsatz in Belgien
Am Donnerstagabend hatte die belgische Polizei mit einem großangelegten Anti-Terror-Einsatz Anschlagspläne mutmaßlicher Dschihadisten vereitelt. Im Grenzgebiet zu Deutschland wurden zwei Terrorverdächtige bei einem Schusswechsel getötet, ein dritter überlebte. Nach Angaben der Ermittler stand ein größerer Angriff unmittelbar bevor. Einen Zusammenhang mit den islamistischen Attentaten mit 20 Toten, die Frankreich vergangene Woche erschüttert hatten, sieht die Staatsanwaltschaft nicht. (dpa)