Athen. Ein Tanker einer griechischen Reederei ist vor der Küste Libyens von zwei Kampfjets angegriffen worden. Dabei kamen zwei Seeleute ums Leben.

Bei einem Luftangriff auf einen Tanker vor dem von Milizen umkämpften Libyen sind zwei Besatzungsmitglieder getötet worden. Zwei weitere Seeleute wurden nach Angaben der griechischen Küstenwache vom Montag verletzt. Es seien Kampfjets der libyschen Armee gewesen, die das Schiff am Vortag unter Feuer genommen hätten, berichtete die libysche Nachrichtenseite "Al-Wasat". Frankreichs Präsident François Hollande forderte in Paris ein Eingreifen der internationalen Gemeinschaft in den immer weiter eskalierenden libyschen Bürgerkrieg.

Der einer griechischen Reederei gehörende und unter Flagge Liberias fahrende Tanker "Araevo" hatte nach Angaben der griechischen Küstenwache vor der Hafenstadt Derna vor Anker gelegen. Laut "Al-Wasat" hatte er Treibstoff für die von Islamisten dominierte Stadt geladen. Ein Armeesprecher sagte "Al-Wasat" am Montag, der Tanker sei davor gewarnt worden, sich der Küste zu nähern. Als der Kapitän die Warnung missachtet hätte, sei das Schiff unter Beschuss genommen worden.

Nach Angaben von "Al-Wasat" starb dabei ein griechischer Seemann und zwei Philippinos wurden verletzt. Bei dem zweiten Toten handelt es sich nach Angaben des Außenministeriums in Bukarest um einen Rumänen. Insgesamt waren 26 Mann an Bord der "Araevo".

Gefechte um die libyschen Ölhäfen

In Libyen wird der seit Monaten andauernde Kampf zwischen verfeindeten Milizen immer erbitterter geführt. Die Gefechte konzentrieren sich vor allem auf die Ölhäfen entlang der Küste des nordafrikanischen Landes. Viele Gruppen sind aus den Revolutionsbrigaden hervorgegangen, die 2011 den Aufstand gegen den Langzeitmachthaber Muammar al-Gaddafi bestimmten. Jetzt bekämpfen sie sich gegenseitig.

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Es gibt in Libyen zwei Parlamente und zwei Regierungen. Die international anerkannte Regierung tagt im ostlibyschen Tobruk, eine von Islamisten dominierte Gegenregierung in der Hauptstadt Tripolis.

Frankreich hofft mit Blick auf den eskalierenden Bürgerkrieg auf ein multinationales Engagement. "Die internationale Gemeinschaft muss ihre Verantwortung übernehmen", sagte Hollande dem Sender France Inter. Sein Land werde jedoch nicht alleine in Libyen intervenieren.

Friedensgespräche kurzfristig abgesagt

Der Sturz des Langzeitmachthabers Muammar al-Gaddafi 2011 war wesentlich von Frankreich und Großbritannien mit dem Einsatz von Kampfflugzeugen unterstützt worden. Vom Süden Libyens aus bedrohen Islamisten nun die Stabilität mehrerer Nachbarstaaten, so dass auch Staaten wie Niger auf ein internationales Eingreifen dringen.

Für Montag angesetzte Friedensgespräche zwischen den rivalisierenden Regierungen waren nach Angaben von "Al-Wasat" kurzfristig abgesagt worden. Die von den Vereinten Nationen (UN) vermittelten Gespräche seien nun auf unbestimmte Zeit verschoben. Eine erste Runde der Gespräche hatte im September vergangenen Jahres stattgefunden.

Paris sieht internationale Gemeinschaft in Libyen am Zug 

Bei der Stabilisierung Libyens ist nach Ansicht der französischen Regierung multinationales Engagement gefragt. "Die internationale Gemeinschaft muss ihre Verantwortung übernehmen", sagte Präsident François Hollande am Montag in Paris dem Sender France Inter. Sein Land werde nicht in Libyen intervenieren.

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Die internationale Gemeinschaft müsse einen politischen Dialog und die Ordnung in dem Land sicherstellen. Dazu müsse es aber einen klaren Auftrag und politische Rahmenbedingen geben. "Soweit sind wir noch nicht", sagte Hollande. Gleichzeitig warnte Hollande, der Süden Libyens sei ein Stützpunkt für Terroristen.

Aus dem Aufstand gegen den Langzeitmachthaber Muammar al-Gaddafi 2011 sind bewaffnete Gruppen hervorgegangen, die sich nun gegenseitig bekämpfen. Es gibt in Libyen zwei Parlamente und zwei Regierungen. Der Umsturz war wesentlich von Frankreich und Großbritannien mit dem Einsatz von Kampfflugzeugen unterstützt worden. Vom Süden Libyens aus bedrohen Islamisten nun die Stabilität mehrerer Nachbarstaaten, so dass Staaten wie Niger auf ein internationales Eingreifen dringen. (dpa)