Düsseldorf. Laut einer Umfrage der Lehrer-Gewerkschaft „Verband Bildung und Erziehung“ ist die Ausstattung der meisten NRW-Schulen mit moderner Computer-Technik miserabel und nicht zeitgemäß. Das Land verweist auf die Zuständigkeit der Kommunen - die allerdings sind meistens zu klamm für große IT-Sprünge.
Die Ausstattung der Schulen mit Computern lässt sehr zu wünschen übrig. Nur 13 Prozent aller Schulen verfügten über Klassensätze an Tablet-Computern oder Smartphones für zeitgemäße Bildungsangebote. An den Grundschulen hätten 27 Prozent der Lehrer nicht einmal Zugang zu einem dienstlichen PC. Mehr als die Hälfte der Lehrkräfte an allen Schulformen habe noch immer keinen Zugang zu geschützten Online-Plattformen für Unterricht, Hausaufgaben oder Lehrerkontakte.
Als „Skandal“ bezeichnete Gewerkschaftschef Beckmann, dass jeder zweite Lehrer in NRW keine dienstliche E-Mail-Adresse besitze und zum Teil höchstvertrauliche Schüler-Informationen mit einem ungeschützten Privataccount bearbeiten müsse. „Was hier passiert, ist nichts anderes als eine Ermunterung der Schulen durch die Verantwortlichen von Land und Schulträgern zu einem fahrlässigen Umgang mit Daten“, erklärte Beckmann.
"Lehrer sind keine digitalen Muffel"
Der VBE forderte neben einer zeitgemäßen Ausstattung der Schulen auch verstärkte IT-Fortbildungen für den Unterricht: „Lehrer sind keine digitalen Muffel“, sagte Beckmann. Doch die allermeisten Lehrer, die digital unterrichteten, hätten sich ihre Kenntnisse privat oder mit Kollegenhilfe aneignen müssen.
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Das NRW-Schulministerium verwies auf die kommunale Zuständigkeit für die Ausstattung der Schulen. Viele Kommunen sind aber bekannterweise mehr oder weniger pleite. Die Digitalisierung liege dennoch keinesfalls brach, betont das Ministerium. 2015 werde das schulbezogene Internet-Programm „Logineo NRW“ gestartet, das ein geschützter digitaler „Vertrauensraum“ für den Austausch von Lehrern und Schülern werden soll. Zudem gebe es auf der Internet-Plattform „Learnline NRW“ stark nachgefragte digitale Lernmittel. Fortbildungen für Lehrkräfte würden ebenso angeboten wie die Hilfen durch Beraterteams.
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Die CDU-Opposition im Landtag forderte Schulministerin Sylvia Löhrmann (Grüne) auf, gemeinsam mit den Städten den IT-Ausstattungsstand vor allem der Grundschulen zu ermitteln und Mindeststandards zu definieren.
Schon die Pisa-Studien haben gezeigt, dass der größte Teil der 15-jährigen Schüler in den Hauptfächern kaum mit digitalen Medien in Berührung kommt. Deutschland kam im Sekundarbereich auf den allerletzten Platz. „Das steht in deutlichem Kontrast zu dem, was Schüler am Nachmittag zu Hause machen und auch zu dem, was sie später im Leben und im Beruf einmal brauchen“, sagt Birgit Eickelmann, Professorin für Schulpädagogik an der Uni Paderborn, dieser Zeitung.
Unter Wissenschaftlern ist es mittlerweile unumstritten, dass digitale Medien den Unterricht verbessern können, wenn sie in ein entsprechendes pädagogisches Konzept eingebettet werden.
Seit vielen Jahren befasst sich Prof. Eickelmann mit dem Einsatz digitaler Medien im Unterricht. Gemeinsam Prof. Wilfried Bos vom Dortmunder Institut für Schulentwicklungsforschung bereitet sie eine große Studie (ICILS) vor, die erstmals untersucht, über welche Computerkompetenzen deutsche Schüler im internationalen Vergleich verfügen. Die Untersuchung soll in Kürze vorgestellt werden.
Teure Laptops verstauben in der Ecke
An einer flächendeckend mangelhaften Ausstattung der Schulen liege es indes nicht, meint Eickelmann. „Die Frage ist: Wer kümmert sich um die Technik?“ Oft würden teure Computer-Anschaffungen schlecht gewartet und verwaltet, die Geräte veralteten und es fehle an Fortbildungen für die Lehrer. So verstaubten teure Laptops am Ende nicht selten in einem Abstellraum.
Zu Hause am Computer oder Smartphone daddeln, das sei etwas anderes als eine kompetente Nutzung der Technik, so Eickelmann. Was zu kurz komme: „Wie komme ich an Informationen, wie recherchiere in Datenbanken und Bibliotheksnetzwerken? Wie erstelle ich Simulationen oder Präsentationen? Und, immer wichtiger, wie gehe ich mit Datensicherheit um?“
Ältere Lehrkräfte mit Nachholbedarf
Ähnlich sieht es Ralf Leisner, Vorsitzender der Landeselternschaft an Gymnasien in NRW. „Die jungen Leute können alle mit einem Computer umgehen, doch sie müssen lernen, ihn nicht nur als Spielkonsole zu benutzen.“ Das aber setze voraus, dass die Lehrer am Ball sind. „Viele Lehrkräfte sind da sehr zurückhaltend“, weiß Leisner.
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Dies hänge auch mit dem vergleichsweise recht hohen Durchschnittsalter der Lehrerschaft zusammen. Auch er mahnt Fortbildungen an, um die Medienkompetenz der Pädagogen zu stärken. Leisner: „Die Schulen müssen ihre Schüler nicht nur fachlich, sondern auch methodisch auf die Anforderungen von Studium und Beruf vorbereiten. Eine souveräne Mediennutzung gehört dazu.“