Essen. Grünen-Politiker Felix Banaszak fordert im Podcast „Die Wirtschaftsreporter“ eine Grünstahl-Quote für Autos. Damit dürften Autos teurer werden.
Der Aufbau einer klimafreundlichen Stahlproduktion ist ein kostspieliges Großprojekt, das sich über Jahre hinziehen wird. Am Standort Duisburg erhofft sich Deutschlands größter Stahlhersteller Thyssenkrupp nicht nur für den Start der Hochofen-Nachfolgetechnologie massive staatliche Förderung, sondern auch für den fortlaufenden Betrieb. Denn Stahl auf Basis von Wasserstoff dürfte in der Herstellung wohl noch viele Jahre lang teurer sein, als es die bisher übliche Produktion mit Hilfe von Kokskohle ist. Der Grünen-Politiker Felix Banaszak spricht sich im Podcast „Die Wirtschaftsreporter“ für Unterstützung aus der Staatskasse aus, mahnt aber auch, es dürfe keine „Dauer-Subventionierung“ für Unternehmen wie Thyssenkrupp geben.
Banaszak sitzt als Abgeordneter für die Grünen im Haushalts- und im Wirtschaftsausschuss des Bundestags. Von 2018 bis zu seinem Wechsel nach Berlin hat der Duisburger gemeinsam mit der jetzigen Wirtschaftsministerin Mona Neubaur die Grünen in NRW geführt. Sein Wort hat also Gewicht in seiner Partei, die mit Robert Habeck auch den Vizekanzler stellt. Auf Dauer müsse klimaneutral produzierter Stahl „alleine wettbewerbsfähig“ sein und „sich am Markt behaupten können“, so Banaszak.
Zunächst einmal aber fließt jede Menge Steuergeld in die Stahlindustrie. Insgesamt gehe es um „Subventionen in Milliardenhöhe“, erklärt Banaszak. Das Land Nordrhein-Westfalen unterstützt Thyssenkrupp mit der größten Einzelförderung, die es jemals in NRW gegeben hat, wie Ministerpräsident
Hendrik Wüst (CDU) betont. Bis zu 700 Millionen Euro aus der Landeskasse sollen kommen, um in Duisburg eine klimafreundliche Stahlproduktion aufzubauen. Deutlich mehr noch soll der Bundeshaushalt hergeben. Eine Entscheidung dazu wird in absehbarer Zeit erwartet. Auch der Thyssenkrupp-Konkurrent Salzgitter hat bereits Geld von Minister Habeck zugesagt bekommen. Für grünen Stahl kommen 700 Millionen Euro vom Bund, das Land Niedersachsen steuert 300 Millionen Euro bei.
Neue Anlage für Thyssenkrupp – größtenteils staatlich finanziert
Die geplante Direktreduktionsanlage für grünen Stahl von Thyssenkrupp in Duisburg sei „zu großen Teilen eine staatliche“, sagt Felix Banaszak, zumindest eine „staatlich finanzierte – mit einem kleinen Eigenanteil des Unternehmens“. Wichtige Details zur Finanzierung des historischen Großprojekts von Thyssenkrupp sind bislang nicht öffentlich bekannt.
Der Wirtschafts- und Finanzpolitiker Banaszak rechnet mit einem „Übergangszeitraum“ von zehn bis 15 Jahren, in dem der Staat auch die Betriebskosten bei der Produktion von grünem Stahl bezuschussen müsse. Die Basis sollen sogenannte „Klimaschutz-Verträge“ sein. Die Idee: Solange die grüne Produktion teurer ist als die kohlebasierte Stahlherstellung, sollen die Konzerne einen finanziellen Ausgleich vom Staat erhalten. Die Erwartung ist, dass die konventionelle Produktion teurer wird, weil der Ausstoß des Klimagases CO2 stärker bestraft wird. Steige der CO2-Preis und sinke unter anderem der Preis für Wasserstoff, verringere sich die Differenz und damit auch die staatliche Förderung, erklärt Banaszak. In einigen Jahren werde dann der Punkt erreicht sein, an dem die neue Produktionsweise nicht mehr teurer sei als die alte. „Dann gibt es auch keinen Grund mehr, das staatlich zu bezuschussen.“
„Preisunterschied von vielleicht 300, 400 Euro“
Seit Jahrzehnten gehört die Stahlindustrie zu den größten Verursachern von klimaschädlichem Gas. Allein am Standort Duisburg stößt Thyssenkrupp eigenen Angaben zufolge rund 20 Millionen Tonnen Kohlendioxid (CO2) pro Jahr aus – etwa 2,5 Prozent der gesamten CO2-Emissionen in Deutschland.
Um dies zu verändern, spricht sich Banaszak auch für Vorgaben zum Einsatz von klimafreundlichem Stahl in der Autoindustrie aus. Er fordert „Grünstahl-Quoten“, die sicherstellen, dass „ein bestimmter Anteil eines im Auto verbauten Stahls“ klimafreundlich sei. Dass die Kosten für Autokäufer leicht ansteigen, sei zu verkraften, urteilt Banaszak. „Am Ende ist es so, dass man bei einem normalen Mittelklassewagen jetzt schon rechnen kann: Grüner Stahl, der da verbaut wird, würde einen Preisunterschied von vielleicht 300, 400 Euro machen.“ Wenn er sich anschaue, „wie viel eine Lederausstattung kostet, die Leute bereit sind zu bezahlen, ist das am Ende nicht der zentrale Faktor“.