Vulkan-Nationalpark. Trotz aller Widrigkeiten konnte die Population der Berggorillas im vergangenen Jahrzehnt wachsen. Weltweit wird die Zahl der Gorillas allerdings nur noch auf rund 790 Exemplare geschätzt. Und selbst in geschützten Räumen, wie dem Vulkan-Nationalpark in Ruanda, sind die Primaten nicht sicher.

Ausgelassen toben Gorillababys auf den Rücken ihrer Mütter herum, während diese an saftigen Pflanzentrieben saugen. Die 27 Mitglieder der Agashya-Familie leben gut geschützt in den Virunga-Bergen, doch weltweit gelten die Berggorillas als extrem gefährdet. Rund 480 der Tiere leben noch in den dichten, nebelverhangenen Regenwäldern der Bergkette, die sich über Ruanda, Uganda und die Demokratische Republik Kongo erstreckt.

Aber im Grenzgebiet zum Kongo verstecken sich auch Rebellen im Dschungel. Trotz der Gefahren konnte die Population dieser bedrohten Primaten, deren Zahl weltweit auf nur noch 790 geschätzt wird, im vergangenen Jahrzehnt wachsen.

Ilegale Privatzoos

Nach Angaben der ruandischen Behörden ist dies in erster Linie Fortschritten im Kampf gegen Wilderei zu verdanken. Mit Kampagnen wurde die örtliche Bevölkerung sensibilisiert, in der Folge gehe die illegale Jagd "jedes Jahr zurück", sagt Telesphore Ngoga, Leiter der Naturschutzabteilung bei der ruandischen Entwicklungsbehörde. "Inzwischen werden keine Babygorillas mehr gewildert."

Trotzdem gingen noch immer Gorillas in Fallen, die für andere Tiere wie etwa Antilopen gestellt würden, erklärt der Leiter des Internationalen Gorilla-Schutzprogramms (IGCP), Augustin Basabose. Gorillas wurden früher nicht wegen ihres Fleisches gejagt, sondern um aus ihren Pfoten makabre Trophäen herzustellen. Gorillababys waren dagegen für illegale Privatzoos begehrt. Nun aber haben die Bewohner offenbar die Bedeutung der Menschenaffen für den Tourismus erkannt.

Strenge Regeln für Touristen

Mit Einnahmen von umgerechnet rund 200 Millionen Euro im Jahr 2011 ist der Fremdenverkehr eine wichtige Devisenquelle. Für einen Tag mit den Affen zahlt ein ausländischer Besucher des Vulkan-Nationalparks umgerechnet 610 Euro. Tagesgäste werden im Park von einem Ranger begrüßt und auf einem steilen, rutschigen Pfad durchs Unterholz geführt.

Für die Begegnung mit den Menschenaffen gelten strenge Regeln: So müssen Besucher zurückweichen, wenn ihnen ein Gorilla zu nahe kommt. Schließlich überragen die grauen Primaten die Menschen und können bis zu 200 Kilogramm wiegen. Gleichzeitig soll damit Respekt vor dem Lebensumfeld der Tiere gezeigt werden. "Wir wollen sie so wild wie möglich halten", sagt der Parkwächter Francis Bayingana.

Flucht der Primaten

Auf der kongolesischen Flanke der Virunga-Berge ist der Park seit Mitte Mai für Touristen geschlossen, wie Nationalpark-Direktor Emmanuel de Merode sagt. Damals zogen nach einer Meuterei in der Armee Soldaten durch den Park in den Gorilla-Sektor. Drei Ranger wurden aus dem Hinterhalt getötet, als sie Zivilisten schützen wollten. Nachdem bei Zusammenstößen im Juni zwei weitere Parkwächter Schuss- und Stichwunden erlitten, wurden die Patrouillen im Gorilla-Sektor ausgesetzt.

Wie Merode berichtet, gelang es den Rangern seither nicht, den Kontakt zu zwei der sechs Gorilla-Familien im Park wieder aufzunehmen. Die Primaten seien "in unzugängliche Zonen" geflüchtet. Auch die gemeinsamen Kontrollgänge der ruandischen mit den kongolesischen Rangern wurden aus Sicherheitsgründen gestoppt.

Instabile Sicherheitslage

Einige Beobachter fürchten nun, dass die Gorillas aus der Republik Kongo vor den Unruhen über die Grenze flüchten. "Gorillas reagieren empfindlich auf Schussgeräusche und spazieren bei der Nahrungssuche von einem Land ins andere", sagt Basabose. 2005 wanderte nach Angaben von ruandischen Naturschützern eine Gorilla-Familie aus Kongo nach Ruanda und blieb.

Möglicherweise flüchteten die Menschenaffen vor der instabilen Sicherheitslage. Das juckt die Agashya-Familie indes wenig. Nach einer langen Sonnenpause auf einer Lichtung macht das Oberhaupt der Familie, ein großer Gorilla mit Silberrücken, ein Zeichen mit dem Kopf, um die Seinen zum Aufbruch zu ermuntern. Und die Parkbesucher ebenso. (AFP)