Hattingen. Den meisten Menschen fehlt beim Zähneputzen die Geduld, viele machen es außerdem falsch oder verwenden auch die falschen Hilfsmittel und Pflegeprodukte. Und es gibt außerdem Mahlzeiten, nach denen man mit der Zahnreinigung besser noch warten sollte. Eine Expertin gibt Tipps zur Pflege.
„Vor dem Schlafen, nach dem Essen – Zähneputzen nicht vergessen.“ Wer erinnert sich nicht an diesen Spruch aus der Kindheit? Doch mal ehrlich: Wer hält sich tatsächlich daran? Und ist der Merksatz mittlerweile nicht überholt?
Wie oft muss ich die Zähne putzen?
Nach wie vor gilt: Dreimal täglich sollten die Zähne geputzt werden, am besten nach den Mahlzeiten. Doch es gibt auch Lebensmittel, nach deren Verzehr man nicht sofort die Zahnbürste schwingen sollte. Milchprodukte, Zitrusfrüchte und auch säurehaltige Getränke wie Säfte oder Wein greifen den Zahnschmelz an, schrubbt man dann mit der Bürste darüber, kann man seinen Zähnen sogar mehr schaden als nutzen. Das sagt auch Irina Maul, die im Ambulanten Zentrum am Evangelischen Krankenhaus Hattingen in der Zahnarztpraxis Dr. Feidt für zahnmedizinische Prophylaxe zuständig ist: „Nach dem Verzehr dieser Lebensmittel sollte man mindestens eine halbe Stunde mit dem Putzen warten.“ Wer unterwegs keine Möglichkeit zum Putzen hat, sollte sich mit zuckerfreien Zahnpflegekaugummis behelfen.
Was muss ich beim Putzen beachten?
Die meisten Menschen sind nicht in der Lage, ihre Zähne korrekt zu putzen – das weiß nicht nur Irina Maul aus langjähriger Erfahrung. Die beste Technik, bei der man die Bürste im 45-Grad-Winkel aufsetzt, mit Rüttelbewegungen den Zahnbelag löst und anschließend vom Zahn abstreicht, beherrschen die wenigsten. Die Zahnbürste in kleinen Kreisen von Zahn zu Zahn zu bewegen, sei auch akzeptabel, so Experten, doch selbst das mache kaum jemand richtig. Außerdem fehlt den meisten offenbar die Geduld: Drei Minuten sollte man putzen – im Schnitt widmen sich viele ihren Zähnen aber nur für 48 Sekunden.
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Wer sichergehen möchte, seine Zähne ordentlich zu reinigen, die richtige Technik aber nicht beherrscht, kann auf eine elektrische Zahnbürste zurückgreifen, die das Putzen erleichtert und auch schneller erledigt als eine Handzahnbürste. Zahnspangenträger müssen allerdings auf diese Hilfe verzichten, ihnen empfiehlt Irina Maul zusätzlich zur Handzahnbürste sogenannte Interdentalzahnbürsten zu benutzen und für die Dauer der kieferorthopädischen Behandlung auf Lebensmittel, die die Zähne stark verfärben, zu verzichten.
Auch die Zunge sollte in die Reinigung miteinbezogen werden – sie bietet Bakterien ein gemütliches Plätzchen. Es gibt zwar spezielle Zungenreiniger, eine normale weiche Zahnbürste sollte diesen Zweck aber auch erfüllen. Dass die Reinigung nicht schadet, ist laut Zahnärztekammer Nordrhein bewiesen, über den medizinischen Nutzen gebe es aber keine eindeutigen wissenschaftlichen Erkenntnisse.
Welche Produkte sollte ich benutzen?
„Welche Zahnpasta man benutzt, kann jeder letztendlich selbst entscheiden“, sagt Irina Maul. Die meisten Produkte erfüllten die gängigen Standards. Sie rät jedoch von Pasten mit Schleifkörpern wie Keramikpartikeln ab: „Die schleifen die Zahnoberfläche an, dadurch werden die Zähne rauer und Beläge und Verfärbungen setzen sich schneller ab.“ Insofern sei die Zahnpasta für „strahlend weiße Zähne“ letztendlich oft kontraproduktiv.
Was die Bürste angeht, ist darauf zu achten, dass ihr Griff nicht zu klein und die Borsten auf jeden Fall gerade sind. „Schräge Borsten oder Zickzack-Borsten liegen nie komplett an den Zähnen an“, sagt Irina Maul. Daher kommen manche Stellen beim Putzen dann deutlich zu kurz. Die Bürste sollte mindestens alle drei Monate gewechselt werden. Ihr Härtegrad sollte ein mittlerer sein, „außer bei Parodontose-Patienten, die verwenden besser weiche Bürsten“.
Bei der elektrischen Zahnbürste ist vor allem die Qualität wichtig – ob sie mit mechanischer Rütteltechnik oder Ultraschall funktionieren, ist nicht ausschlaggebend. Im
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November 2013 hat die Stiftung Warentest elektrische Zahnbürsten unter die Lupe genommen: Gut abgeschnitten haben die mit etwa 137 Euro sehr teure „Philips Sonicare Diamond Clean“ (3. Platz) und die etwa 55 Euro teure „Braun Oral-B Professional Care 1000“ (2. Platz). Testsieger wurde die „Braun Oral-B Vitality Precision Clean“, die mit einem durchschnittlichen Ladenpreis von 18 Euro auch noch sehr günstig ist.
Zusätzlich zum Putzen empfiehlt die Expertin Zahnseide – „am besten jeden Abend“. Dabei sollte man darauf achten, dass man den Faden mit einer vorsichtigen Sägebewegung zwischen die Zähne bringt – nicht zu ruckartig, damit das Zahnfleisch nicht verletzt wird. Wem die Handhabung herkömmlicher Zahnseide zu umständlich ist, für den gibt es Zahnseide-Sticks, mit denen man einfacher an die Zahnzwischenräume herankommt. Bei großen Zwischenräumen können Interdentalbürsten helfen.
Um die Zähne mit Mineralien und Vitaminen zu kräftigen, rät Irina Maul zu einem fluoridhaltigen Gelee, das einmal pro Woche nach dem abendlichen Putzen verwendet wird. Manche Zahnärzte empfehlen stattdessen Fluoridtabletten, die man zerkaut, um sich mit der so entstandenen Paste anschließend die Zähne zu putzen. Einmal pro Woche bietet sich zudem eine Mundspülung an.
Wer all diese Hinweise beherzigt, pflegt seine Zähne schon weitaus besser als der deutsche Durchschnittsputzer. Dennoch raten Experten dazu, halbjährlich eine professionelle Zahnreinigung (PZR) durchführen zu lassen – denn insbesondere bei unregelmäßigen Zähnen kann man sich noch so viel Mühe geben: Einige Stellen sind kaum zu erreichen.