Washington. . Die Kleinstadt Ferguson in den USA kommt nicht zur Ruhe, seit im August dort ein Polizist einen jungen, unbewaffneten Schwarzen getötet hat. Am Wochenende wurde ein Polizist angeschossen. „Da gärt ein gefährliches Gemisch“, schrieb einer der Zeitungen vor Ort.

Tom Jackson hatte es gut gemeint. Sieben Wochen nach den tödlichen Schüssen auf den 18 Jahre alten unbewaffneten Schwarzen Michael Brown, die landesweit das Verhältnis zwischen Weißen und Afro-Amerikanern schwer erschütterten, ging der Polizeichef von Ferguson mit einem Mea Culpa an die Öffentlichkeit. „Der Verlust Ihres Sohnes tut mir wirklich leid“, wandte sich Jackson in einem Video an die Eltern des Schülers, der im August unter dubiosen Umständen von dem weißen Polizisten Darren Wilson erschossen worden war. Doch der Entspannungsversuch ging nach hinten los.

„Wilson in Handschellen vor Gericht und des Mordes angeklagt, das wäre endlich eine Entschuldigung“, giftete Browns Vater zurück.

Und er traf damit ziemlich genau die aktuelle Gemütslage vieler Afro-Amerikaner, die in der 20 000-Einwohner-Gemeinde nahe St. Louis im US-Bundesstaat Missouri weiter regelmäßig auf die Straße gehen. Motto: „keine Gerechtigkeit, kein Frieden.“ Tatsächlich sieht es nach diesem Wochenende überhaupt nicht mehr nach Frieden aus. Die Gewalt, die vor Wochen zu schweren Straßenschlachten zwischen Polizei und Demonstranten führte und erst nach Intervention Washingtons abnahm, eskaliert wieder.

Bei dem Versuch, einen Einbruch in ein Gemeindezentrum zu verhindern, wurde am Samstag in Ferguson ein Polizist angeschossen. Die Täter konnten trotz Großfahndung bisher offenbar nicht dingfest gemacht werden. Tom Jackson bemühte sich den Fall als Straßenkriminalität zu charakterisieren, die „in keinem Zusammenhang zu Michael Brown steht“. Einschätzungen, de­nen viele Medien widersprechen. „Da gärt ein gefährliches Gemisch“, schrieb ein Lokalblatt und schilderte, dass am Samstag ein anderer Polizist in seinem Auto am Flughafen von St. Louis ebenfalls zur Zielscheibe wurde. Er hatte Glück. Schnittverletzungen durch Glassplitter. Die Täter flüchteten.

„Da gärt ein gefährliches Gemisch“

Kriminologen sehen in den Vorgängen Signale einer „ungeheuren Wut auf Polizei und Justiz“, die es immer noch nicht geschafft haben, Officer Wilson entweder wegen Fehlverhaltens bei der Begegnung mit Michael Brown anzuklagen oder das Ermittlungsverfahren einzustellen. Der Bezirksstaatsanwalt hat die Frist zur Beweiserhebung bis Anfang Januar 2015 verlängert. Ein Schwebezustand, den viele Afro-Amerikaner als „unerträglich“ empfinden. Präsident Barack Obama hat dafür Verständnis. Er beklagt eine „Kluft des Misstrauens“, die vielerorts zwischen Polizei und Afro-Amerikanern herrsche. „Zu viele junge Männer mit dunkler Hautfarbe fühlen sich von der Polizei ins Visier genommen – schuldig, weil sie herumlaufen und schwarz sind, Auto fahren und schwarz sind. Sie werden anhand von Klischees beurteilt, die Furcht und Verachtung und Hoffnungslosigkeit schüren.“