Witten. Nicolas Aschoff, der an der Uni Witten/Herdecke Medizin studiert, hat mit Kommilitonen in Sierra Leone eine Isolierstation für Ebola-Infizierte eingerichtet. Am Mittwoch ist der 23-Jährige zu Gast bei Markus Lanz im ZDF. Aschoff ist erschüttert darüber, dass die Helfer das Land verlassen.
Sierra Leone macht aufgrund der Ebola-Seuche derzeit weltweit Schlagzeilen. In dem westafrikanischen Land wurde eine viertägige Ausgangssperre verhängt, in der Ärzte Infizierte ausmachen sollen. Nicolas Aschoff, Medizin-Student an der Uni Witten/Herdecke, hat im Juli in Sierra Leone mit Mitstudenten eine Isolierstation für Infizierte aufgebaut. Er hält die Ausgangssperre für eine sinnlose Maßnahme und appelliert an die Hilfsorganisationen, ihr Personal nicht aus dem gebeutelten Land abzuziehen.
Eigentlich wollte der 23-Jährige im Juli in Sierra Leone, gemeinsam mit den Wittener Medizinstudenten Simon Scheiblhuber (27) und Till Eckert (22), ein Praktikum in Tropenmedizin absolvieren. Als die drei nach Afrika aufbrachen, waren aus Sierra Leone noch keine Ebola-Fälle gemeldet worden. Das tödliche Virus breitete sich rasch aus, als die Studenten schon in „ihrem“ Krankenhaus in der Stadt Makeni waren, die rund 120 Kilometer nordöstlich der Hauptstadt Freetown liegt.
„Die Niederländer mussten gegen ihren Willen gehen“
Die angehenden Mediziner blieben und richteten mit Hilfe niederländischer Ärzte vor Ort, wie berichtet, eine Isolierstation ein. Auch unter den Helfern habe das Virus mittlerweile Tote gefordert, weiß Aschoff. Dennoch ist er erschüttert darüber, dass viele Hilfsorganisationen – „bis auf Cap Anamur und Ärzte ohne Grenzen“ – ihre Mediziner aus dem Land abziehen. Aschoff: „Die Niederländer, mit denen wir zusammengearbeitet haben, mussten gegen ihren Willen gehen.
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Eine 300-Betten-Klinik musste deswegen die Arbeit einstellen, eine Anlaufstelle für tausende Menschen.“ Die Helfer, die die Regierung von Sierra Leone durch das Land schicke, seien völlig inkompetent. „Ich habe Leute erlebt, die sich um Leichen kümmerten.“ Diese seien mit Chlorwasser abgewaschen worden, dessen Chlorgehalt so niedrig war, „dass es noch nicht mal als Trinkwasser taugte“. Tote seien mit bloßen Händen angefasst worden. Aschoff, der am Mittwochabend zu Gast bei „Markus Lanz“ im ZDF ist, hält Ebola für einen internationalen Notfall. „Damit kann man das Land nicht alleine lassen.“
In Sierra Leone engagiert sich laut Aschoff die Swiss Sierra Leone Development Foundation, die Spenden benötigt: www.ssldf.com