Köln. . Es muss nicht immer Breaking Bad sein. In den USA gibt es mehrere Sender, die fast ihr ganzes Programm mit TV-Serien bestreiten, die 30 Jahre oder älter sind. Und auch in Deutschland erfreuen sich Klassiker wie Alf, Bonanza oder Columbo immer noch großer Beliebtheit.

Fernsehen heißt es ja heute gerne, sei das neue Kino. Und Serien wie Breaking Bad, Games Of Thrones oder True Detective, die besseren Filme. Von brillanter Qualität, hochkarätig besetzt und exzellent gespielt. Das ist alles richtig, aber nur eine Seite der Medaille. Auf der anderen Seite gibt es Retro-TV, alte Serien, von denen die letzte Episode bereits vor Jahren, wenn nicht gar Jahrzehnten gedreht worden ist. In den USA gibt es mittlerweile mehrere Sender, die mit den TV-Klassikern von einst nahezu ihr gesamtes Programm bestreiten. Aber auch in Deutschland werden sie immer beliebter.

Vor allem die so genannten Spartensender lassen die Helden von einst wieder aufleben – allen voran RTL Nitro, das neben aktueller Ware aus den USA auch immer wieder zur nostalgischen Zeitreise bittet. Denn dort fliegt der „Kampfstern Galactica“, ermitteln „Starsky & Hutch“, jagen „Drei Engel für Charlie“ die Bösen dieser Welt oder sorgt Alf wieder einmal für Chaos im Hause Tanner. Und erst am vergangenen Wochenende hat Remington Steele dort seinen ersten Fall gelöst. „Serien, die für uns sehr wichtig sind und einen großen Dienst leisten“, nennt Senderchef Oliver Schablitzki das Angebot.

Fernseh-Oldies sind immer noch gefragt

Da kann Petra Dandl, bei ProSiebenSat.1 unter anderem verantwortlich für den Sender Sat.1 Gold nur zustimmen. Dort wandelt noch „Ein Engel auf Erden“, geht es regelmäßig auf „Unsere kleine Farm“ oder zu „Bonanza“. „Damit“, hat Dandl festgestellt, „kann man immer wieder Leute begeistern.“ Und wie. Wenn die Cartwrights auf die Ponderosa bitten, schalten bis zu 4,1 Prozent der männlichen Zuschauer zwischen 14 und 49 Jahren ein. Das liegt weit über dem Senderschnitt von 0,8 Prozent.

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„TV-Klassiker sind nach wie vor gefragt“, bestätigt Sky-Sprecherin Valentina Wehr. Deshalb hat der Bezahlsender nicht nur einen Kanal, der sich „Nostalgie“ nennt, deshalb tummeln sich auf einigen anderen Kanälen zwischen frischer Ware ebenfalls viele Fernseh-Oldies. Und die kommen nicht nur aus den USA. „Die Rosenheim-Cops haben auch sehr treue Fans“, nennt Wehr ein Beispiel aus deutscher Produktion.

Viel Nostalgie mit im Spiel

Warum die Flimmerkisten-Hits von einst bei vielen Menschen noch immer so beliebt ist, darüber kann nur spekuliert werden. Manche TV-Experten glauben, dass vor allem ältere Zuschauer mit der oft extrem schnellen Erzählweise aktueller Serien wenig anfangen können. Oder mit einem Erzählstrang, der sich manchmal über mehrere Staffeln einer Serie zieht und dem man nicht mehr folgen kann, wenn man ein oder zwei Episoden verpasst hat. Für Petra Dandl ist auch eine gehörige Portion Nostalgie mit im Spiel. Und natürlich die Sehnsucht nach Vertrautem. „Bei den alten Serien weiß man, was man kriegt.“

Das gilt auch für die Sender, die bewährtes Programm für relativ wenig Geld bekommen. Angeblich kostet eine alte Serie in den USA nicht mal ein Fünftel dessen, was ein Sender dort für eine neue Produktion ausgeben müsste. Bonanza & Co. dagegen sind bekannt. Und besonders beliebt, wenn gleich mehrere Folgen hintereinander gezeigt werden. Binge-Watching nennt sich das und ist eigentlich eine Spezialität von Streaming-Diensten wie Netflix, Amazon Prime Video oder Maxdome, die die bunten Bilder gegen Bezahlung via Internet in die Wohnzimmer ihrer Kunden senden. Die Großen der Branche haben sich dann auch schon reichlich mit TV-Oldies eingedeckt. Und so kommt das Fernsehen der Zukunft, wie diese Dienste gerne genannt werden, bei manchem Zuschauer mit Sendungen aus der Vergangenheit.