Dortmund. . Der Start ins Schulleben geht ins Geld. Bis zu 350 Euro werden für die Ausstattung eines Erstklässlers fällig. Allein der Ranzen kostet locker 150 Euro. Fachverbände kritisieren, dass gerade ärmere Familien die Ausgaben kaum stemmen können. Die staatliche Unterstützung reiche bei Weitem nicht aus.

Der Schulranzen mit Prinzessin-Lillifee-Motiv, dazu ein Turnbeutel in Pink. Das Etui mit den Glitzersternen kommt noch obendrauf. Und damit ist längst noch nicht die ganze Einkaufsliste zum Schulstart abgearbeitet.

Die Ausstattung für einen Lernanfänger geht ins Geld. Vor allem dann, wenn das Kind ganz eigene Ansprüche an das Design der neuen Sachen stellt und die Eltern auf diese Wünsche eingehen möchten. Aber auch wenn mehr auf den Preis und weniger auf das Aussehen der Produkte geschaut wird, kommt einiges zusammen. Diese Kosten seien für ärmere Familien nur schwer zu stemmen, kritisieren Fachverbände.

Allein beim Schulranzen werden schnell 150 Euro fällig

Auf Ausgaben von 350 Euro müssten sich die Familien der zukünftigen Erstklässler einstellen, überschlägt der Dortmunder Udo Beckmann, Bundesvorsitzender des Verbands Bildung und Erziehung. Darin seien aber noch keine Schulbücher enthalten. „Bis zu 450 Euro kommen so schon mal zusammen.“ Bei der Erstausstattung entfalle der größte Batzen auf den Schulranzen. „Natürlich muss man nicht das teuerste Modell nehmen, man kann hier etwas einsparen. Aber bitte nicht zu Lasten der Gesundheit des Kindes. Die sollte im Mittelpunkt stehen“, sagt Beckmann. Heißt: Der

Ranzen muss zum Körper passen. Bis zu 150 Euro werden für ihn fällig, orientiert man sich an den Erkenntnissen von Stiftung Warentest. Zwischen 140 und 150 Euro kosten die Siegermodelle eines Ranzen-Tests im Handel.

Billig-Malkasten ist oft nicht erwünscht

Die Ausgaben gehen weiter: Vier bis 35 Euro für ein Etui, je nachdem ob es sich um ein Markenprodukt handelt, das bereits befüllt ist, oder um ein No-Name-Produkt, das noch leer ist. Dann der Malkasten, Buntstifte, Bleistifte, Schere und Klebestifte. Der Turnbeutel samt Ausstattung für die Sportstunde, eine Box fürs Pausenbrot, Hefte, Anspitzer, Radiergummi.

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Von kleinen Geschenken zur Einschulung ganz zu schweigen. „Die Eltern bekommen schon mit der Anmeldung von der Schule eine Liste“, sagt Beckmann. In einigen Fällen raten die Pädagogen, auf teurere Qualitätsprodukte zu achten. Beim Malkasten beispielsweise, denn in den Billig-Kästen vom Discounter seien die Farben oft weder deckend noch strahlend.

100 Euro für ärmere Familien seien zu wenig

Im Vorteil ist, wer es sich leisten kann. Ärmeren Familien greift die Bundesregierung mit einhundert Euro pro Schuljahr und Schulkind unter die Arme. Dieses sogenannte „Schulbedarfspaket“ sei aber viel zu niedrig, kritisieren Organisationen wie der Kinderschutzbund. „Man muss bedenken, dass nicht nur die Kosten für das Schulmaterial anfallen.

Dazu kommen unter anderem noch die Schultüte und ein kleines Fest zum ersten Schultag“, sagt Nicole Vergin, Sprecherin der Landeszentrale in NRW, gegenüber dieser Zeitung. Auch Hartz-IV-Kinder wollten schließlich mit Oma, Opa und engen Freunden den bedeutenden Tag feiern. Es gebe nur zwei Möglichkeiten, arme Familien zu entlasten: „Entweder wird die Unterstützung erhöht oder Schulen müssen verpflichtet werden, Materialien, die sie voraussetzen, auch zur Verfügung zu stellen.“

Stärkere Entlastung ist nötig

Auch der Paritätische Wohlfahrtsverband kämpft dafür, dass arme Eltern von Schulkindern stärker entlastet werden. „Es ist offensichtlich, dass einhundert Euro nicht ausreichen“, sagt Sprecherin Gwendolyn Stilling. Gerade zur Einschulung nicht. Udo Beckmann vom Bundesverband Bildung und Erziehung rät, früh mit den Einkäufen für die Schule zu starten: „Wenn es schon zu Weihnachten oder zum Geburtstag einige nützliche Dinge gibt, steigert das auch die Vorfreude auf die Schule.“