Frankfurt/Main. Die Ebola-Epidemie in Westafrika ist außer Kontrolle. 1603 Fälle sind gemeldet, 887 Menschen sind daran gestorben. Wie groß ist die Gefahr, dass infizierte Passagiere über den Frankfurter Flughafen nach Deutschland kommen? Und welche Vorsichtsmaßnahmen gibt es?
Ein roter Punkt für den Infizierten, gelbe und grüne Punkte für die restlichen Passagiere - so würde die Kaskade der Schutzmaßnahmen beginnen, sollte ein Ebola-Infizierter auf dem Frankfurter Flughafen landen. Auch wenn alle Experten es für extrem unwahrscheinlich halten, dass jemand an Bord erkrankt und am Airport isoliert werden muss: Es gibt einen Plan für solche Fälle.
Der Notfallplan für den Umgang mit gefährlichen Infektionen auf dem Frankfurter Flughafen existiert seit Jahren - und von Fall zu Fall wird er weiter ausgebaut. 2003 landete der erste SARS-Patient auf europäischem Boden in Frankfurt, 2006 gab es einen Fall von Lassafieber. "Und alle haben überlebt", sagt René Gottschalk, der Leiter des Frankfurter Gesundheitsamts, das auch für den Flughafen zuständig ist: "Das sind alles getestete Verfahren und sie funktionieren sehr gut."
Grundlage solcher Notfallpläne sind internationale Vorschriften der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Am größten deutschen Flughafen mit seinen jährlich 58 Millionen Passagieren ist die Umsetzung dieser Regeln mittlerweile "ein nahezu unüberschaubares Gebilde", wie Gottschalk erklärt. Letzte große Herausforderung: die Schweinegrippe 2009, für die sogar Personal aufgestockt werden musste.
Kranker wird mit Spezialfahrzeug in Klinik gebracht
Die Idee, Fluggäste mit Ampelfarben zu markieren, hat als "Frankfurter Modell" weltweit Nachahmer gefunden. Fiele ein Gast mit Risiko-Symptomen auf, würde der Pilot das an den Tower melden, erklärt Fraport-Sprecher Christopher Holschier. Der Flieger würde weit draußen auf dem Vorfeld geparkt. Experten der Flughafen-Klinik gingen an Bord. Der Kranke würde mit einem roten Punkt markiert und mit einem Spezialfahrzeug direkt in die Sonderisolierstation der Universitätsklinik gebracht.
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"Station 68" am Uni-Klinikum ist hochansteckenden, lebensbedrohlich Erkrankten vorbehalten. Sie wurde bisher erst zweimal benutzt. Dann werden drei Zimmer der normalen Infektionsstation mit Schleusentüren abgetrennt. In den Räumen herrscht Unterdruck, die Ärzte behandeln in raumfahrerartigen Schutzanzügen mit Überdruck, wie Oberarzt Timo Wolf erklärt. "Das ist extrem personalaufwendig." Die Ärzte und Pfleger, die dann zum Einsatz kämen, würden "unabhängig von der Ebola-Problematik" regelmäßig geschult, erst am Montag gab es eine erneute Übung. "Wir sind jederzeit bereit, einen solchen Fall adäquat zu versorgen."
Die Passagiere direkt um den Ebola-Patienten herum bekämen einen gelben Punkt. Sie kämen möglicherweise in Quarantäne. Die anderen Fluggäste würden grün markiert - sie würden nur mit Info-Material versorgt und dürften nach Hause. Auf dem Vorfeld würden gelbe und grüne Busse warten, um die Menschen in unterschiedliche Räume auf dem Flughafengelände zu bringen, damit sie auf dem Flughafen nicht miteinander oder mit anderen Gästen in Kontakt kämen.
Keine direkten Flugverbindungen nach Guinea, Liberia und Sierra Leone
"Überhaupt kein Problem" wäre es laut Gottschalk, einen mit Ebola infizierten deutschen Arzt oder Entwicklungshelfer über Frankfurt in die Heimat zurückzuholen. In einem solchen Fall würde der Kranke nicht mit einer Linienmaschine, sondern mit einem Spezialflugzeug gebracht, er würde von dort direkt in ein Spezialfahrzeug umsteigen und in die Uniklinik gefahren, ohne mit jemandem in Kontakt zu kommen.
Zwischen Frankfurt und den drei von Ebola betroffenen westafrikanischen Ländern Guinea, Liberia und Sierra Leone gibt es keine direkten Flugverbindungen. Inzwischen ist das Virus aber auch in Nigeria nachgewiesen worden. Die Lufthansa fliegt dort täglich zwei Ziele an: Lagos und Abuja. "Wir verfolgen die Situation aufmerksam", sagt Lufthansa-Sprecher Thomas Jachnow. "Wir planen derzeit aber keine Veränderung in unserem Angebot." (dpa)