Ramstein. Tod im Fahrwerk: In Ramstein ist in einer US-Militärmaschine ein toter Junge entdeckt worden. Offenbar hat er sich in Afrika als Flüchtling absetzen wollen. Jetzt fragt sich das Pentagon, ob es Sicherheitslücken gibt. In welchem Land er zugestiegen sein könnte, gab das Pentagon nicht bekannt.
Die Leiche eines Jugendlichen im Fahrwerksschacht eines US-Militärflugzeugs im pfälzischen Ramstein gibt amerikanischen und deutschen Behörden Rätsel auf. Derzeit sei nicht bekannt, wo und wann der blinde Passagier in den Schacht geklettert sei, teilte die US-Luftwaffe in Ramstein am Mittwoch mit. Demnach wurde Leiche am Sonntag bei einer Inspektion entdeckt.
Die Transportmaschine vom Typ Hercules C-130J kam aus Afrika, wo sie in mehreren Ländern zwischengelandet war. Bei dem dunkelhäutigen jungen Mann handele es sich möglicherweise um einen Afrikaner, erklärte das 86. Lufttransportgeschwader. In einem ersten Tweet im Internet hatte das Pentagon in Washington zunächst von einem "Jungen" gesprochen.
Staatsanwaltschaft leitet Verfahren ein
Die Staatsanwaltschaft Zweibrücken leitete ein sogenanntes Todesermittlungsverfahren ein und ordnete eine Obduktion an. "Wir versuchen herauszukriegen, was wir rauskriegen können", sagte der Leitende Oberstaatsanwalt Eberhard Bayer. Dazu gehörten möglichst Informationen zur Identität des Jugendlichen und zur Todesursache. "Er hatte keine Papiere dabei", sagte ein Sprecher der US-Airbase in Ramstein.
Das US-Verteidigungsministerium untersucht, wie es dem blinden Passagier gelingen konnte, sich im Fahrwerksschacht zu verstecken. Man prüfe, ob es Sicherheitslücken gebe, sagte Pentagonsprecher John Kirby in Washington.
Maschine machte mehrere Zwischenstopps
Wo genau in Afrika sich die Militärmaschine auf den Weg nach Deutschland machte und wo sie zwischenlandete, wurde nicht offiziell mitgeteilt. Nach Angaben des TV-Senders CNN gab es Stopps im Senegal, in Mali, im Tschad sowie in Tunesien und in Italien.
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Kirby verwies aber auf die geringeren Sicherheitsstandards auf afrikanischen Start- und Landeplätzen. Unmittelbar nach der Entdeckung sei der Leichnam auch auf mögliche ansteckende Krankheiten untersucht worden, sagte der Sprecher unter Hinweis auf die in Westafrika grassierende Ebola-Epidemie: "Es wurde nichts gefunden."
In der Vergangenheit kam es immer wieder vor, dass junge Leute aus armen Dritte-Welt-Ländern sich im Fahrwerksschacht von Flugzeugen verstecken, um in reiche Industriestaaten zu flüchten. Nach Angaben der US-Luftwaffe ist dies der erste tote blinde Passagier, der an Bord einer Militärmaschine in Ramstein entdeckt wurde.
Der Tote sei weder bei einer regulären Vor- noch Nachfluginspektion gefunden worden. Erst bei einer besonders eingehenden Untersuchung habe man ihn entdeckt, hieß es.
Wichtigster militärischer US-Flughafen Europas
Ramstein ist der wichtigste militärische Transport- und Frachtflughafen der US-Streitkräfte in Europa. Auf der Airbase starten und landen nicht nur Truppen und Fracht, sondern es werden auch verletzte Soldaten eingeflogen, die in der nahen US-Klinik in Landstuhl behandelt werden.
Die C-130J ist die modernste Version der Hercules-Transportflugzeuge. Die Maschine kann rund 90 Soldaten oder 19 Tonnen Fracht befördern und fliegt normalerweise in Höhen zwischen acht und zwölf Kilometern. (dpa)