Essen. “Ich weiß, es wird einmal ein Wunder geschehen“ war einer ihrer größten Hits. Zarah Leander war eine der schillernsten Show-Diven des 20. Jahrhunderts. Leider bringt die ARD weder die Faszination der Künstlerin herüber, noch glänzt sie mit wirklich neuen Erkenntnissen.
Auf dem Höhepunkt ihrer Karriere war Zarah Leander (1907-1981) ein Weltstar, am Ende sang sie auf Butterfahrten. Die gebürtige Schwedin („Ich weiß, es wird einmal ein Wunder geschehen“) kokettierte einerseits hemmungslos mit Nazi-Größen, um die bestbezahlte Schauspielerin ihrer Zeit zu werden – und hatte andererseits auch für gleichgeschlechtliche Liebespaare ein großes Herz. Zum Mythos Leander gehören obendrein Spionage-Gerüchte. Kurzum: Zarah Leander eignete sich wie sonst nur wenige Künstler als perfekte Projektionsfläche für Sehnsüchte und Ängste. Eine ARD-Dokumentation geht auf Spurensuche und öffnet „Die Akte Leander“ (Montag, 23.20 Uhr).
Deutsche und schwedische Kenner breiten ihre Expertise aus
Leider lässt der Film den Betrachter ratlos zurück. Welchen Anlass hat die Doku? Keinen konkreten. Welche neuen Erkenntnisse bringt sie? Wenige. Mit wirklich Neuem warten die Filmemacher Torsten Striegnitz und Simone Dobmeier eben nicht auf. Letztlich bleibt ihr 45-Minüter eine Fleißarbeit, zu der etliche Kenner von deutscher wie von schwedischer Seite ihre Expertise beisteuern, die den Stand der Forschung zusammenfasst.
Apropos Forschung. So glamourös die Leander in ihren besten Zeiten wirkte, so grau und über die Maße distanziert kommt die Bildsprache des Künstlerporträts rüber. Selbst Film-Zitate werden oft so gezeigt, dass sie Teil einer Museumsumgebung sind. Auch skizzenhafte Comic-Szenen machen eben nicht lebendig, was vermutlich sonst noch trockener erzählt würde. Nur große Leander-Fans werden diese unterkühlte Liebeserklärung mögen. (jov)