Witten. . Die Karriere des Stars als Revue: Im Wittener Saalbau unterhielt das siebenköpfige Ensemble des Kurzweil und Wohlklang Theaters München vor allem zahlreiche ältere Besucher mit bewegender Livemusik und ungeschönter NS-Realität.

„Eine Frau wird erst schön durch die Liebe.“ Das Publikum, das liebte sie – genau wie die Nazis. Die „Zarah Leander Revue“ zeichnete auf der Saalbaubühne die Karriere des UFA-Filmstars nach: mit bewegender Live-Musik und ungeschönter NS-Realität, in der die Angst vor Deportation und Folter auch vor Musikern nicht halt machte. Das siebenköpfige Ensemble des Kurzweil und Wohlklang Theaters München lockte vor allem zahlreiche ältere Besucher in die jüngste Musiktheater-Veranstaltung der Kulturgemeinde.

Die Handlung des Stücks setzt nach dem Zweiten Weltkrieg ein: Gegenüber einem Reporter (Christoph Pabst) nimmt Zarah Leander (Tanja Maria Froidl) Stellung zu ihrer Vergangenheit. Wie sie dazu stehe, dass sie als „Sirene des Nazi-Regimes“ bezeichnet wurde? „Ich habe doch nicht die Stimme einer Sirene. Ich habe einen Kontra-Alt!“ Sie sei die stilisierte Kunstfigur gewesen: der „Kinostar“, wie ein Lied lautet.

In szenischen Rückblenden erzählt Zarah ihre Karriere: von den Anfängen als Hausfrau in der schwedischen Provinz, über ihre Erfolge auf skandinavischen Operettenbühnen und als sie von der UFA entdeckt und nach Berlin geholt wurde. Bis zu diesem Punkt scheint es eine Erfolgsgeschichte ohne Schatten zu sein. Doch das schlichte Bühnenbild – mit dem Musikensemble zur Linken und einer schlichten Sitzgruppe zur Rechten – verwandelt sich zur düsteren Leinwand des Regimes. Weiße Stellwände im Hintergrund zeigen Videoprojektionen und Fotografien von Nazi-Aufmärschen, Hakenkreuzen und Menschenmassen, die den rechten Arm zu Hitlergruß erheben. Vor diesem Hintergrund wird auch Zarah zum Abbild des Regimes, zum Kunstobjekt der Propaganda. Dabei habe sie doch immer nur von Liebe singen wollen, wie sie im Stück feststellt. Doch auch Liebe war in der NS-Zeit keinesfalls frei. Die Inhaftierung und Folter des homosexuellen Songschreibers Bruno Balz, gehört zu den tiefgründigsten Momenten der Revue – gleich nach dem Gesang.

In tiefer Altstimme gelingt Hauptdarstellerin Froidl der akustische Spagat zwischen rauchigem Sprechgesang, frechen „Yes, Sir!“-Ausrufen und emotionalen Schlagern wie „Ich weiß, es wird einmal ein Wunder gescheh’n“. Auch – oder gerade! – vor dem zeithistorischen Hintergrund erzeugen diese Lieder eine traurig-bewegende Atmosphäre.