Essen. Die WDR-Moderatorin Bettina Böttinger mixt Information und Emotion so glücklich wie sonst nur wenige im Plapper-Medium Fernsehen. In ihrer Reportage-Reihe “B. sucht“ läuft sie zu großer Form auf. Sie wirbt in Gesprächen mit Betroffenen für Organspenden, ohne Risiken zu verschweigen.

Bettina Böttinger ist für den WDR ein Glücksfall. Dass die 58-Jährige den „Kölner Treff“ zu neuer Blüte führen würde, war damals, 2006, keineswegs ausgemacht. Inzwischen jedoch denkt kein Zuschauer mehr an die Erfinder des Formats, an Dieter Thoma und „Bio“ Biolek. Vielmehr hat die Moderatorin das Format zu ihrer eigenen Marke gemacht. Sie beherrscht den spielerischen Wechsel zwischen Scherz und ernsthaftem Interesse an ihrer prominenten Kundschaft wie sonst nur wenige in ihrer Branche.

Noch besser ist sie jedoch in ihrer Reportage-Reihe „B. sucht...“ (WDR, donnerstags, 22 Uhr). Zum Auftakt der neuen, vierteiligen Staffel geht es um „Letzte Hoffnung Organspende“. Doch es gibt ein beschämendes Missverhältnis zwischen Spenderorganen und Transplantationsbedarf.

Der Film hat einen ganz starken emotionalen Moment

Die Art, wie Böttinger das Thema aufarbeitet, ist im besten Sinn öffentlich-rechtlich. Sie fährt zu drei Alltagsmenschen, die lebensbedrohlich krank sind oder es zumindest waren. Doch Böttinger drückt keineswegs auf die Tränendrüse. Vielmehr fragt sie nach, respektvoll, mitfühlend, präzise.

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Die Reporterin verschweigt auch nicht, dass eine Lebendorganspende riskant ist. So erzählt Mario Ullrich (51) aus dem Münsterland, dass er seinen Bruder Frank (50) mit einer Nieren-Spende gesund machte und selbst dabei krank wurde. Dennoch, sagt der 51-Jährige auf Nachfrage, bereue er seine Spende nicht. Gerade in diesem Gespräch hat der wohltuend zurückhaltend gemachte Film einen starken emotionalen Moment, als Frank vor Dankbarkeit ganz still wird.