Köln. . Die WDR-Moderatorin bittet am Freitag zum 250. „Kölner Treff“. Außerdem zeigt ihr Haussender am Sonntag eine halbstündige Afrika-Reportage mit ihr. Im Gespräch zeigte sich Bettina Böttinger verschnupft, aber dennoch munter.

Bettina Böttinger hat sich nach ihrer Recherche für ihren Afrika-Film in Burundi (2. Dezember, WDR, 16.30 Uhr) eine Magenverstimmung eingefangen, der eine Erkältung folgte. Dennoch bleibt für Erholung wenig Zeit. So steht, beispielsweise, beim „Kölner Treff“ (Freitag, WDR, 21.45 Uhr) steht die 250. Folge an. Bis Weihnachten absolviert die Moderatorin ein strammes Programm. Jürgen Overkott traf Bettina Böttinger im Vierscheibenhaus des WDR.

Wann gönnen Sie sich eine Ruhepause?

Bettina Böttinger: Weihnachten. Dann mache ich ein zehntägiges Joga-Seminar in Indien, in einem ganz kleinen Dorf. Da kommen Joga-Cracks aus der ganzen Welt. Meine Joga-Lehrerin – sie ist die beste der Welt – sagte zu mir: Du kommst mit. Aber was soll ich denn da? Ich brauche ja noch eine Hilfestellung beim Kopfstand.

Machen Sie Joga in der Sport- oder in der Entspannungsversion?

Böttinger: Es geht um Entspannung und Konzentration. Muskelkater ist aber nicht ausgeschlossen!

Donnerstag ist der heilige Vorbereitungstag

Wie sind Sie drauf gekommen?

Böttinger: Ich war mal in einer Spannungssituation, und da hat mir ein Arzt, Professor Dobos in Essen, Spezialist für Naturheilkunde, geraten: Sie müssen unbedingt Joga machen! Sie brauchen eine Entspannungstechnik. Sonst geht das mit Ihnen nicht mehr lange gut. Professor Dobos hat mich meiner Lehrerin empfohlen, und sie hat mich echt unter ihre Fittiche genommen. Seit zwei Jahren passt sie auf mich auf, einmal in der Woche gehe ich hin zu ihr, immer donnerstags, das ist ja mein heiliger Vorbereitungstag, an dem ich mich in aller Ruhe auf den Kölner Treff einlasse.

Das hilft Ihnen, mit Stress zurechtzukommen.

Böttinger: Erst einmal: Ich arbeite wahnsinnig gerne. Unser Beruf ist einer der tollsten der Welt. Im Journalismus können Sie viele Ideen verwirklichen. Meine Begeisterung dafür ist ungebrochen. Das ist ein positiver Stress. Aber: So bald diese Situation davor steht zu kippen, wird es schwierig. Ich hatte in kurzer Zeit viele Todesfälle, und wenn man dann einfach weiterarbeitet - der Terminkalender ist ja voll - verwandelt sich positiver in gefährlichen Stress.

„Irgendwann kommt’s zur Schnappatmung“

Sie hatten früher einen Sprachfehler: Konnten Sie nicht nein sagen?

Böttinger: Ich arbeite dran. Früher war das, ehrlich gesagt, schlimm, und es gab einfach zu viele Wohltätigkeitsveranstaltungen. Dann wird der Kalender immer voller und immer voller, und irgendwann kommt’ s zur Schnappatmung.

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Planen Sie jetzt bewusst Zeit für sich selbst ein?

Böttinger: Das konnte ich früher überhaupt nicht. Zu den Wendepunkten gehörte eine Wohltätigkeitsveranstaltung in Wuppertal, die pure Werbung war. Und dann der Tod meiner Mutter. Ich habe mir im Nachhinein die Frage gestellt: Was habe ich an wirklich Wichtigem verpasst, weil mir irgendein Mediendings unbedingt notwendig schien? Was habe ich da falsch gemacht? Heute bin ich achtsamer. Mein Programm vor Weihnachten ist die Ausnahme.

Achtsamer – was heißt das?

Böttinger: Ein Beispiel: Ich habe noch eine „Vize-Mutter“, Sie hat mich behütet, als meine Mutter krank war. Heute lebt sie mit 92 in Berlin. Und wenn ich demnächst dort drehe, dann hänge ich unbedingt einen Vormittag dran, um sie zu besuchen. Das hätte ich früher anders gemacht.

„Sehr, sehr viel Bestätigung“

Warum?

Böttinger: Gerade bei einem Beruf, der mit Öffentlichkeit zu tun hat, erhält man sehr, sehr viel Bestätigung und meint leicht, man müsse weiter und weiter machen.

Das ist toll...

Böttinger: ...aber auch verführerisch...

...und ist der Akku leer. Sie sind ja auch eine leidenschaftliche Läuferin. Haben Sie beim Sport auch schon mal einen leer Akku gehabt?

Böttinger: Nee. (kleine Pause). Doch! Einmal! Beim Marathon. Bei Kilometer 34, da war Schluss mit lustig.

Der Hammer fiel bei Kilometer 34

Da fiel der Hammer.

Böttinger: Aber ich musste weiter.

Wie lange dauerte es, bis wieder im Tritt waren?

Böttinger: Nicht so lange. Ich hatte eine Baseball-Kappe auf. Da hat mich keiner erkannt. Bis Kilometer 34. Ich wollte gehen, und Gehen bei Kilometer 34 ist nicht schön. Genau in diesem Moment sagten die Leute am Straßenrand: Guck mal, das ist doch die Böttinger! Oh Gott, dachte ich, jetzt schnell weiterlaufen.

Manche finden ja beim Laufen die Erleuchtung.

Böttinger: Nee, hatte ich nicht. Dafür bin ich nicht der Typ. Doch! Einmal auf der Kölner Südbrücke! Und machte es paff! Und ich dachte, jetzt kennt die Energie keine Grenzen.

Einmal in all’ den Jahren – das ist ein schlechter Schnitt. Wie sieht’s denn in ihrer Sendung aus?

Böttinger: Da erlebe ich das, ehrlich gesagt, öfter. Vor kurzem erst hatte ich so eine Euphorie. Es war eine unglaublich gelöste Atmosphäre im Studio. Und Doro Pesch, diese 1,54 Meter große Heavy-Metal-Frau, die hätte ich einfach in den Arm nehmen können, sie ist so offen, so herzlich. Aber, überhaupt, die ganze Sendung stimmte. Danach bin ich nach Hause gefahren, habe im Auto Musik von Doro Pesch aufgelegt, und ich war einfach glücklich!

Warum sie einen Koffer dabei hat

Sind die Gäste handverlesen?

Böttinger: Nicht von mir allein. Dafür habe ich eine Redaktion, mit der ich eng zusammenarbeite.

Wie gehen Sie in die Sendung?

Böttinger: Ich habe einen Koffer. Für jeden Gast schreiben meine Redakteure ein zehnseitiges Dossier, die sind da drin, und dann natürlich die Bücher oder DVDs der Gäste. Damit ziehe ich mich mittwochs nach Hause zurück, und am Freitag wird nach der Sendung alles wieder ausgepackt.

Was hatten Sie im Koffer, als Sie Burundi flogen?

Böttinger: Zu viel, wie ich gemerkt habe, als er auf dem Rückweg nicht dabei war. Aber: Zwei Tage später kam er nach. Ja, was war drin? Malaria-Prophylaxe, Mückenspray, Haarbürsten und Shampoo. Viel mehr war da nicht drin. Es waren aber trotzdem 18 Kilo.

Mit welchem Erkenntnissen sind Sie zurückgekommen?

Böttinger: Mit Hoffnung! Obwohl ich im ärmsten Land der Welt war, hatte ich ergreifende Begegnungen. Ich habe eine Lebensfreude kennengelernt, die ich so nicht erwartet hätte. Es gab auch traurige Erlebnisse, aber die positiven überwiegen. Es überwiegt großer Respekt vor den Menschen, die ich kennengelernt habe. Ich habe ein Schulprojekt besucht, das eine Freundin initiiert hat. Und habe einen Jungen namens Désiré wiedergetroffen, der ich vor drei Jahren in einem Kölner Krankenhaus kennengelernt habe. Er war ein „Kriegskrüppel“ und sehr verschüchtert. Jetzt lebt er in einem Heim für Straßenkinder, und bei meinem jetzigen Besuch hat er mich wiedererkannt, freute sich - und das Wichtigste: Er geht jetzt ohne Krücken.