Köln. Der WDR hat die Verträge mit drei Moderatorinnen um die 50 nicht verlängert. Eine Politikerin beschuldigt den Sender nun, ältere Frauen zu benachteiligen und vom Bildschirm zu verbannen. Fakt ist: 32 von 51 Moderatorinnen des Senders sind 40 Jahre oder älter.

Beim WDR tobt eine Frauen-Debatte. Die Kölner CDU-Landtagsabgeordnete Andrea Verpoorten (39) hat dem WDR vorgeworfen, Frauen um die 50 zu benachteiligen. Die medienpolitische Sprecherin ihrer Partei sprach pauschal von „Jugendwahn“ und „Kameraverbot“. WDR-Intendantin Monika Piel (60) nannte den Vorwurf „absurd“.

Drei Verträge nicht verlängert

Fakt ist: Der WDR hat die Verträge mit den Moderatorinnen Claudia Ludwig (51, „Tiere suchen ein Zuhause“), Benedicta Junghanns (48, „Lokalzeit Duisburg“) und Angela Maas (53, „Lokalzeit Köln“) nicht verlängert. Alle drei waren als freie Mitarbeiterinnen mit Zeitverträgen beschäftigt. Sie verdienten mehr als Festangestellte in gleicher Funktion. Zugleich bestand für sie, wie für andere freie Mitarbeiter, das Risiko, keinen Anschlussvertrag zu erhalten.

Andere Aufgaben für die Frauen

WDR-Sprecherin Gudrun Hindersin erklärte die Personalien mit programmlichen Änderungen. Sie verwies darauf, der Sender habe die drei TV-Frauen rechtzeitig über das Vertragsende informiert. Ihnen sei Weiterbeschäftigung mit anderen Aufgaben angeboten worden, etwa als Reporterin oder Autorin. Bei längerer Beschäftigung ist der WDR nach eigenen Angaben tarifvertraglich zu Abfindungen verpflichtet. Bei langjähriger Mitarbeit stehen Beträge im oberen fünfstelligen Bereich zur Rede.

WDR-Intendantin Monika Piel sagte: „Als 60-jährige Frau an der Spitze des WDR stehe ich dafür, dass keine Frau mit der Begründung ,zu alt’ vom Bildschirm genommen wird.“

Nur zwei sind unter 30

Der WDR setzt etliche über 50-jährige Frauen vor der Kamera ein. Im TV-Regionalprogramm sind 51 Moderatorinnen und Moderatoren im Einsatz. 32 von ihnen sind über 40, davon jeweils vier Männer und vier Frauen über 50. 19 Männer und Frauen sind jünger als 40, das Gros ist zwischen 36 und 40. Nur zwei Moderatorinnen sind jünger als 30. An der Spitze der Landesprogramme stehen mit Chefredakteurin Gabi Ludwig (49) und ihrer Stellvertreterin Sabine Scholt (49) zwei Frauen.

Auch andernorts zeigen sich über 50-jährige Frauen vor WDR- Kameras, darunter Bettina Böttinger (55), Christine Westermann (63), Martina Meuth (63), Marion von Haaren (54) und Sonia Mikich (60).

30 Prozent Frauenquote

Zudem macht der WDR für sich geltend, das Ziel einer Frauenquote von 30 Prozent auf der Chef-Etage, wie kürzlich von der Medien-Initiative „Pro Quote“ gefordert, längst zu erfüllen. WDR-Sprecherin Hindersin: „Der Anteil von Frauen an den Führungskräften beträgt 31,1 Prozent.“ Mehr noch: Die sechsköpfige Geschäftsleitung ist zur Hälfte mit Frauen besetzt.

Der Journalistenverband DJV äußert sich zurückhaltend. Sprecherin Silke Bender erklärte allgemein: „Moderatorinnen müssen im Fernsehen altern dürfen.“ Der WDR solle nicht denselben Fehler machen wie die ebenfalls öffentlich-rechtliche BBC. Der britische Sender habe einer Moderatorin aus Altersgründen gekündigt. Sie habe Schadenersatz durchgesetzt.