Köln. . Bettina Böttinger gehört zu den Könnerinnen ihres Fach. Ihre Talks sind stets mehr als Geplapper. Die Moderatorin interessiert sich wirklich für Menschen – auch in ihrer neuen WDR-Sendung „B. sucht“. Ab diesem Donnerstag ist sie im WDR-Fernsehen zu sehen.

Bettina Böttinger hat die Talkshow nicht erfunden. Aber als Grande Dame des WDR müsste sie ihn eigentlich noch persönlich kennen, den TV-Dino, der irgendwann in schwarz-weißer Vorzeit auf die Idee kam, vor einer Kamera nix anderes zu tun als zu reden.

Mehr als zwei Jahrzehnte nach ihrer ersten Talkshow fügt die 56-Jährige ihrem Schaffen eine weitere Dimension zu: In ihrer neuen Sendereihe „B. sucht“ (Achtung, Wortwitz!) geht es raus dem Studio und rein ins richtige Leben. „Im falschen Körper geboren“ heißt die Folge, mit der die fünfteilige Serie heute im startet (WDR, Donnerstag, 22 Uhr). Vorgestellt werden drei Menschen, die nicht mit ihrem angeborenen Geschlecht leben können.

Porträt entsteht aus wohltuender Distanz

Im Privatfernsehen werden bei solch einem Thema gern die Opfer vor der Kamera entblößt und einem Schenkel schlagenden Publikum zum Fraß vorgeworfen. Die klassische Talkshow dagegen hätte eine Expertenrunde rund um den Tisch versammelt und blasse Theorie in einem Gesinnungsaufsatz verpackt.

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In ihrer neuen Sendung sucht Bettina Böttinger nach einem dritten Weg: Kein Geschwafel, aber auch keine Heimsuchung, das ist der Anspruch. Nicht einfach. Auch wenn man Menschen nicht im Studio, sondern in ihrem Heim, an ihrem Arbeitsplatz, beim Fußballspiel trifft, besteht bei solch einem sensiblen Thema immer noch die Gefahr einer bebilderten Talkshow. Dass mehr möglich ist, blitzt in der ersten Folge vor allem an einer berührenden Stelle auf.

Pamela war in ihrem ersten Leben Mann, Vater, Soldat, alles in allem: kernig!, und Bettina Böttinger fährt gemeinsam mit ihr/ihm an den früheren Wohnort: ordentliche Rabatten und saubere Fenster, gerüschte Gardinen, hinter denen jede Auffälligkeit registriert wird. Man schaut aus dem Autofenster und ahnt, durch welche Hölle ein Mensch ging, der in diesem DIN-Dorf entdecken musste, dass seine Seele in einem falschen Körper eingesperrt wurde.

Sensibilität ist Bettina Böttingers Stärke

Die Familie hat längst mit Pamela gebrochen, doch zu den beiden Kindern besteht weiter ein herzliches Verhältnis. Als der Vater/Mutter zur Begrüßung von ihnen umarmt wird, halten Kamera und Reporterin das fest, denn es ist wichtig für das Porträt! Man verharrt aber in wohltuender Distanz.

Vielleicht ist diese Sensibilität auch die entscheidende Stärke einer Medienfrau, die sich auch in harten Zeiten nie verhärten ließ und sogar zugibt, dass sie nicht alles weiß, wie wir alle manchmal am Rande ihrer Kräfte ankommt, aber immer versucht, wieder aufzustehen und was dazu zu lernen – also dass sie ein richtiger Mensch ist!

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Wegen dieser branchenuntypischen Offenheit gab es viel Häme, aber selten fundierte Kritik rund um Bettina Böttinger. Besonders hässlich und verletzend spielte sich Harald Schmidt auf, der gern Satire mit Herrenwitz verwechselt, was aber inzwischen allseits bekannt ist und für den Absturz des einstigen Quoten-Gotts sorgte. Bettina Böttinger ließ Harald Schmidt seinerzeit in einer denkwürdigen Sendung einfach sitzen, damit er sie „in meiner Abwesenheit weiter diffamieren“ könne.

Trotz solcher Widerstände leitet Bettina Böttinger heute eine erfolgreiche Produktionsfirma mit 25 Angestellten, ist an solch unterschiedlichen Formaten wie „Ein Hund für alle Felle“ , „Parlazzo“ oder „west.art“ beteiligt, souverän moderiert sie die großen Galas - und weil sie heute Geburtstag hat, wünschen wir ihr einfach mal auch für „B. sucht“ viel Erfolg.