Essen. Fernsehen ist das neue Kino. Doch alte Film-Klassiker sind gleichzeitig ein wunderbarer Fundus für neue Premium-Serien: Hollywood-Blockbuster wie „From Dust Till Dawn“, „Bonnie & Clyde“ oder „Sin City“ sind die Grundlage für einige der Serien-Highlights in dieser Saison.
Fernsehen, heißt es mittlerweile ja gerne, sei das neue Kino. Weil TV-Serien wie Breaking Bad oder Game Of Thrones dem klassischen Film mittlerweile oft den Rang ablaufen. Beim Budget, der Besetzung, beim Publikum erst recht. Nun aber ist das Fernsehen auch das alte Kino. Denn in Hollywood werden derzeit viele Leinwand-Hits vergangener Tage als TV-Serie neu aufgelegt. Erste Ausläufer der Revival-Welle haben jetzt auch Deutschland erreicht. Der Rest wird folgen.
Hannibal war ja schon da. Und obwohl die Quoten nicht die stärksten waren, wird Sat.1 die Vorgeschichte von „Das Schweigen der Lämmer“ bald wohl weitererzählen. Auch „Bates Motel“, die Vorgeschichte von Hitchcocks „Psycho“, hatte bei Vox bereits geöffnet und geht in den USA demnächst ins dritte Jahr. Doch das war nur der Anfang.
Viel Zeit und jede Menge Raum
Bekanntester Name unter den Neuverfilmungen dürfte „From Dusk Till Dawn“ sein. Robert Rodriguez, einst auch Regisseur des Kinofilms hat die Mischung aus Splatter-Horror und Road Movie jetzt zu einer Serie für das Fernsehen gemacht – genauer gesagt für seinen eigenen, gerade gegründeten, Sender „El Rey“. Die zehn Folgen der ersten Staffel erzählen im Grunde noch einmal die Geschichte von zwei kriminellen Brüdern – einer davon auch noch ein Psychopath – die auf der Flucht vor der Polizei in einer Spelunke landen, die Stammkneipe einer Horde Vampire ist.
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Sie erzählen sie mit anderen Darstellern, aber ähnlich blutig. Was im Kino nur angedeutet wurde, hier wird es erklärt. Eine Serie hat schließlich viel Zeit und Raum. Aber manchmal hat selbst einer wie Rodriguez Mühe, beides zu füllen. Weil man als Zuschauer weiß, was kommt. Aber auch, weil manches nur in komprimierter Form seinen Reiz hat.
Für die Studios kein Grund, nicht auf den Serienzug aufzubringen. TV-Fassungen von „Rosemarie’ Baby“ und „Bonnie & Clyde“ sind bereits abgedreht, Fernseh-Versionen von „Scream“, „Constantine“, „12 Monkeys“ „Sin City“ oder John Carpenters „The Fog“ in Planung. Und sie alle greifen auf Storys zurück, die alt gediente Kinogänger im Schlaf erzählen können. Immerhin sind sie schon so alt, das ein Großteil des jungen Publikums sie wahrscheinlich nie gesehen hat.
Zurück in den Schnee
Darauf wollten sich die Coen-Brüder nicht verlassen, als sie sich entschieden, ihre Schneegroteske „Fargo“ in Serie zu schicken. Fürs Fernsehen kehren sie mit komplett neuen, aber ähnlich schrägen Geschichten und Figuren in den verschneiten Kosmos ihres Klassikers zurück. Und sie engagierten mit Billy Bob Thornton und Martin Freeman zwei Schwergewichte für die Hauptrollen. Zur Belohnung gab es in den USA viel Kritikerlob und ordentliche Quoten.
Ganz neu ist das Phänomen, Kinoklassiker zur Serie auszuwalzen übrigens nicht. In den 1990ern macht Joss Whedon aus einem eher belanglosen Film „Buffy“ eine gleichnamige Serie, die es immerhin auf sieben Staffeln bringt.
Die erfolgreichste Umwandlung eines Kinofilms aber stammt bereits aus den 1970ern und erzählt die Geschichte von Militärärzten im Koreakrieg: „Mash“. Basierend auf einem Kinofilm gleichen Namens von Robert Altman bringt sie es auf 256 Episoden. Die letzte davon sehen am 28. Februar 1983 mehr als 106 Millionen Menschen. Was eine Einschaltquote von 77 Prozent bedeutet – die bis heute höchste Zuschauerquote einer Fernsehserie in den Vereinigten Staaten.