Essen. . Starregisseur Spike Lee analysiert in „Bad 25“ auf Arte das Meisterstück des „King of Pop“. Ein Vierteljahrhundert nach Erscheinen von „Bad“ erscheint es mehr als Schlüssel für die Entwicklung eines schwarzen Bewusstseins als sein erfolgreicherer Vorgänger „Thriller“.
Natürlich war dieses Album nicht schlecht. Auch wenn es „Bad“ hieß. Es war auch erfolgreich. Mehr als 30 Millionen Mal hat es sich verkauft. Davon können andere Künstler nur träumen. Aber Michael Jackson war nie wie andere Künstler. Neun der elf Titel hatte er selbst geschrieben, fast alle Stücke wurden als Singles ausgekoppelt, darunter Megahits wie „I Just Can’t Stop Loving You“, „Man in the Mirror“ oder „Dirty Diana“. Die anschließende, eineinhalbjährige Welttournee wurde ein Riesentriumph.
Aber Jackson wollte mehr. Vor allem wollte er die Vorgänger-LP übertreffen. Aber die hieß Thriller und ist mit 140 Millionen verkauften Scheiben das meistverkaufte Album aller Zeiten. Filmemacher Spike Lee erzählt in der Doku „Bad 25“ (Sonntag, 22. Juni, 22.10 Uhr, Arte) noch einmal die Entstehungsgeschichte der Songs und ihrer Videos. Und zeigt dabei ganz nebenbei, wie gut Jackson einmal war.
Sehnsüchtig hatten viele gewartet auf den „Thriller“-Nachfolger
In Deutschland gab es damals eine Sondersendung. Zu später Stunde lief das Video des Titelstücks zum Album „Bad“. Niemand fand das verwunderlich. Im Gegenteil. Sehnsüchtig hatten viele gewartet. Denn gut vier Jahre waren vergangen, seitdem „Thriller“ alle Rekorde gebrochen hatte.
Man spürt die massiven Erwartungen, denen sich Michael Jackson ausgesetzt sah, in diesem Film. Überproduzent Quincy Jones war wieder mit an Bord, Duette mit Prince und Whitney Houston waren angedacht, wurden dann aber doch nicht umgesetzt. Michael Jackson
Alles sollte noch besser, noch größer, noch schöner werden. Auch die Videos. Für die Verfilmung des Titelstückes wurde deshalb kein Geringerer als Martin Scorsese engagiert. Er erzählt hier von den abenteuerlichen Dreharbeiten, die in einer New Yorker U-Bahn-Station stattfanden und bei denen Wesley Snipes den Widersacher des tanzenden Jacko gab. Ein Choreograf analysiert den Tanzstil von Jackson, vergleicht ihn mit Szenen aus der „West Side Story“ und findet sogar einen rebellischen Gestus beim Sänger.
Es gibt viele Bilder in dieser Doku, die man kennt, aber auch manche die man noch nie gesehen hat. Denn Spike Lee konnte auf allerhand Archivmaterial zurückgreifen. Und die einzelnen Lieder des Albums, allesamt längst Klassiker, benutzt er, um die vielen Facetten des Sängers aufzuzeigen. Musikalisch ein extrovertiertes Genie, in privaten Augenblicken oft schüchtern, wie ein kleines Kind.
Michael Jacksons Garderobe
Die Promis sind den Tränen nah
Aufnahmen der legendären Bühnenshows sind zu sehen, aber auch Bilder, die die Kameras bei den Proben eingefangen haben. Außerdem kommen viele Weggefährten aus jenen Tagen zu Wort. Siedah Garrett, Duett-Partnerin bei „I Just Can’t Stop Loving You“ erinnert sich ebenso wie Quincy Jones oder Drehbuchautor Richard Price, ja sogar aktuelle Musiker wie Kanye West oder Mariah Carey erklären, wie „Bad“ ihr Leben verändert hat. Und den meisten stehen am Ende die Tränen in den Augen.
Man muss da als Zuschauer nicht mitweinen. Aber man stellt bald fest, dass Jackson besser war, als man ihn nach den Eskapaden der letzten Lebensjahre in Erinnerung hatte. Und viel „schwärzer“, als der immer heller werdende Teint es vermuten ließ. Für Musikfans eine seriös gemachte Zeitreise in die Popwelt der 1980er.