Essen. . Armbänder, Sprays, Lampen: Das Angebot an Mückenmitteln ist vielfältig. 21 verschiedene Anti-Mücken-Mittel, sogenannte Repellents, hat jetzt die Stiftung Warentest für ihre aktuelle Ausgabe getestet – nur vier halfen gut gegen die Angriffe der Blutsauger.
2.30 Uhr, mitten in der Nacht. Gerade noch habe ich friedlich geschlafen, plötzlich bin ich hellwach: Ein fieses hohes Surren, oder vielmehr ein Sirren, um es lautmalerisch zu veranschaulichen, durchschneidet die friedliche Ruhe des Schlafzimmers: eine Mücke. Sie jagt. Mich.
Die Mückensaison hat begonnen und die kleinen Biester lechzen nach unserem Blut. Nicht immer reagieren wir schnell genug und ertappen sie auf frischer Tat – oft haben sie sich schon satt getrunken und entwischen, während unsere Hand träge ins Leere klatscht, oder auf den bereits anschwellenden Stich.
Sind Mückenstiche gefährlich?
Prof. Stefan Gesenhues vom Institut für Allgemeinmedizin an der Universität Duisburg-Essen gibt Entwarnung: „In unseren Breiten sind Mücken nicht sehr bedrohlich“. Natürlich lösen die Allergene im Mückenspeichel eine Immunreaktion aus und die äußert sich in einer Schwellung und unangenehmem Juckreiz.
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Einige Experten warnen allerdings vor der Möglichkeit, dass Arten wie die Asiatische Buschmücke, die Krankheitserreger wie das West-Nil-Fieber überträgt, oder die Asiatische Tigermücke, Überträgerin des Dengue-Fiebers, nach Deutschland einwandern könnten.
Dass wir auch in Deutschland irgendwann mit exotischen Mücken zu kämpfen haben, hält Stefan Gesenhues zwar für möglich, „momentan allerdings ist das noch kein Thema“.
Wen stechen Mücken am liebsten?
Manche Menschen haben tatsächlich Glück: Sie können den ganzen Abend mit nackten Armen und Beinen draußen sitzen, doch gestochen werden nur die anderen. Warum? „Mücken lieben Schweiß und andere Hautabsonderungen“, sagt der Mediziner. Also stehen bei der Mückenabwehr gute Hygiene und leichte Kleidung, beispielsweise aus Leinenstoffen, an erster Stelle. „Mücken können zwar nicht sehen, haben aber hochentwickelte Sinnesorgane – und unsere Hautbakterien verströmen einen individuellen Geruch“, so Gesenhues. Sogar unsere Ernährung hat Einfluss darauf, wie anziehend wir auf Mücken wirken: Zucker- und fetthaltige Speisen oder Getränke machen uns für sie zum Leckerbissen.
Was hält Mücken wirklich fern?
Viel duschen, leichte Kleidung, leichte Kost – das allein reicht jedoch meist nicht aus. In Drogerien und Apotheken füllen zahllose Anti-Mücken-Mittel die Regale: Sprays, Cremes, Armbänder, Lampen, Verdampfer – doch welche Methoden taugen eigentlich etwas?
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Vollkommen wirkungslos sind laut Experten UV-Lampen oder Mückenpiepser, gestört fühlen sich dadurch nur die Menschen.
21 verschiedene Anti-Mücken-Mittel, sogenannte Repellents, hat jetzt die Stiftung Warentest für ihre aktuelle Ausgabe getestet – nur vier halfen gut gegen die Angriffe der Blutsauger.
Armbänder mit ätherischen Ölen wirken nicht
Als gänzlich ungeeignet erwiesen sich Armbänder, die beim Sport oder Camping mit ätherischen Ölen Mücken auf Abstand halten sollen. Ergebnis: Nicht eine einzige Testmücke zeigte sich von den sechs geprüften Modellen beeindruckt. Außerdem sind auch die natürlichen Wirkstoffe der Armbänder nicht unbedenklich, da sie allergische Reaktionen hervorrufen und die Schleimhäute reizen können.
Besser wirken Sprays, die den Wirkstoff Icaridin oder Diethyltoluamid (DEET) enthalten. Auch sie können zwar Augen und Schleimhäute reizen, DEET greift sogar Kunststoffoberflächen an – doch immerhin halten sie heimische und exotische Mückenarten fern. Icaridin gilt dabei als besser verträglich als das in den 1940er-Jahren von der US-Armee entwickelte DEET.
"Nicht alles wirkt bei jedem"
Den besten und längsten Schutz vor allen Mückenarten bietet das „Nobite Hautspray“ mit 50 Prozent DEET-Anteil, dennoch landete es nur auf Platz drei, vor allem wegen der schleimhautreizenden Wirkung. Platz zwei belegte „Anti Brumm Forte“, ebenfalls mit DEET, aber in geringerer Konzentration und daher etwas verträglicher. Testsieger wurde „Autan Insektenschutz Protection Plus“ mit dem Wirkstoff Icaridin. Ein ähnliches Produkt mit geringerem Icaridin-Anteil extra für die Anwendung bei Kindern konnte nicht überzeugen.
Stefan Gesenhues selbst bevorzugt lokale Behandlungen wie Sprays. Er empfiehlt jedoch, sich zusätzlich in einer guten Apotheke beraten zu lassen. „Nicht alles wirkt bei jedem“, sagt er. Außerdem müsse man speziell bei Säuglingen und Kleinkindern aufpassen: Kinder unter drei Jahren sollten gar nicht mit Repellents behandelt werden.
Projekt Mückenatlas
Weltweit gibt es etwa 3500 Mückenarten, deutschlandweit sind 49 Arten erfasst.
Im Rahmen des Projekts „Mückenatlas“ wollen das Leibniz-Zentrum für Agrarlandforschung und das Friedrich-Loeffler-Institut nach und nach alle Mückenarten kartographieren.
Auf www.mueckenatlas.de können deutschlandweit die Fundorte verschiedener Mückenarten eingesehen werden.
Außerdem kann man die Arbeit der Forscher unterstützen, indem man selbst Mücken zur Begutachtung an die Projektgruppen einsenden.
Nachts schützen Moskitonetze am besten und verträglichsten vor lästigen Blutsaugern – hierzulande reichen Maschenweiten von zwei Millimetern aus, in den Tropen sollte eher auf Netze mit einem Millimeter weiten Maschen zurückgegriffen werden, so die Stiftung Warentest. Von Biozidverdampfern, die in die Steckdose gesteckt werden und kontinuierlich Wirkstoffe abgeben, raten die Experten jedoch ab: Die Chemikalien könnten auch für Menschen ungesund sein.
Was hilft gegen den Juckreiz?
Sollte die Mücke doch mal stechen, rät Stefan Gesenhues – natürlich – vom Kratzen ab. Durch das Kratzen könne aus dem harmlosen Stich eine ernste Infektion werden. Also kühlen, kühlen, kühlen – mit Quark und anderen Hausmittelchen, oder speziellen Gels, die entzündungshemmende Wirkung haben.
In diesem Zusammenhang appelliert der Mediziner auch an Eltern, ihre Kinder gegen Tetanus impfen zu lassen: „Jede offene Wunde, auch ein aufgekratzter Stich, kann zu Tetanus führen.“ Jeder Erwachsene und jedes Kind solle einen Tetanusschutz haben, „alles andere ist unverantwortlich“.