Hagen. Wer darf eigentlich sein Blut spenden? Und wem hilft das gespendete Blut? Ein kleiner Überblick über die wichtigsten Fakten.
1667 wurde zum ersten Mal eine Bluttransfusion vorgenommen: Ein Mensch bekam Lämmer-Blut und überlebte die Prozedur angeblich sogar. Heutzutage wird versucht, Blut synthetisch herzustellen, bislang erfolglos. Daher ist die Medizin auf Blutspender angewiesen. 15 000 Spenden sind es in Deutschland – täglich.
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Wem hilft die Blutspende?
Bedarf und Angebot sind – von gewissen Schwankungen abgesehen – zurzeit noch ausgeglichen. „In Zukunft könnte dieses Gleichgewicht allerdings gefährdet sein“, sagt der Leiter des Entnahmedienstes des DRK in Hagen, Dr. Bogdan Puscasu. Denn der Bedarf an Blutkonserven steigt – vor allem, weil wir immer älter werden. Spenderblut kommt nämlich nicht nur nach schweren Unfällen, sondern zum Beispiel auch bei Blutarmut, wie sie durch eine Chemotherapie entstehen kann, zum Einsatz.
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Die regelmäßigen Spender seien vor allem in der Gruppe der 40- bis 60-Jährigen zu finden, so Bogdan Puscasu. Da 72 Jahre das beim DRK zugelassene Höchstalter für Wiederholungsspender (bei Erstspendern: 68 Jahre) ist, die jungen Menschen geringere Spendenbereitschaft zeigen, befürchten Experten in Zukunft Engpässe.
Auch Puscasu beobachtet, dass immer weniger junge Leute spenden: „Das Freizeitangebot ist interessanter als vor 30 Jahren, als der Blutspendetermin auf dem Dorf noch ein soziales Ereignis war.“
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Wer darf spenden?
Grundsätzlich ist die Blutspende zwischen 18 und 68 Jahre möglich (Wiederholungsspender bis 72 Jahre) möglich, sofern der Spender gesund ist und mindestens 50 Kilogramm wiegt. Denn das gespendete Blutvolumen ist nicht von Größe oder Gewicht abhängig: Beim 90 Kilogramm wiegenden Spender wird genauso viel Blut abgenommen wie beim 52-Kilo-Spender. „Man musste eine Grenze ziehen“, erklärt Puscasu. „Der prozentuale Anteil des gespendeten Blutes ist bei diesem Gewicht so groß, dass die Spende gefährlich werden könnte.“
Frauen sollten maximal viermal, Männer maximal sechsmal pro Jahr Blut spenden. Der Abstand zwischen zwei Spenden sollte mindestens 56 Tage betragen.
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Was sind Ausschlussgründe?
Schließt ein Arzt jemanden von der Spende aus, hat das entweder Spender- oder Empfängerschutzgründe: So darf bei erhöhtem Blutdruck, Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder nach der Einnahme bestimmter Medikamente nicht gespendet werden. Darüber hinaus sollte der Spender nicht erkältet sein oder unter anderen Krankheiten leiden, die dem Empfänger gefährlich werden könnten.
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Auch wer gerade von einer Reise aus Thailand oder anderen Malaria-Endemie-Gebieten zurückgekehrt ist, darf erst nach sechs Monaten wieder spenden. Ebenso ausgeschlossen sind Personen aus Risikogruppen, zum Beispiel Menschen, die mit Hepatitis-Patienten zusammenleben, oder Personen mit häufig wechselnden Sexualpartnern.
Die Blutkonserven werden untersucht, um Rhesusfaktor und Blutgruppe zu bestimmen, aber auch Krankheiten oder Substanzen, die eine Transfusion gefährlich machen könnten, zu entdecken. Ist etwas nicht in Ordnung, wird dies dem Spender mitgeteilt.
Nach der Spende gibt es beim DRK einen Imbiss. Manche Entnahmedienste, zum Beispiel an Unikliniken, zahlen als Aufwandsentschädigung kleine Geldbeträge.
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Was bedeuten die Blutgruppen?
Vereinfacht ausgedrückt veranschaulichen die Bezeichnungen die Antigene, die auf unseren roten Blutzellen sitzen, also A- oder B-Antigene. Entdeckt wurde das Blutgruppensystem 1901 von Karl Landsteiner, einem österreichischen Pathologen.
Die häufigste Blutgruppe in Europa ist A mit einer Verbreitung von 43 Prozent. 37 Prozent haben die Blutgruppe 0 – ihre roten Blutzellen besitzen keinerlei Antigene. Weitere 14 Prozent haben die Blutgruppe B und nur 6 Prozent AB – sie besitzen sowohl A- als auch B-Antigene.
Während B-Spenderblut sich nicht mit A-Empfängerblut verträgt, können Menschen mit AB rote Blutzellen jeder Blutgruppe bekommen. Menschen mit Blutgruppe 0 sind hingegen Universalspender: Ihr Blut verträgt sich mit allen Blutgruppen.
Die Verträglichkeit wird auch durch den Rhesusfaktor beschränkt – ein Molekül, das bei 85 Prozent der Menschen auf der Oberfläche der roten Blutzellen sitzt. Man bezeichnet ihr Blut als Rhesus-positiv. Die übrigen 15 Prozent haben Rhesus-negatives Blut. Erhält ein Rhesus-negativer Mensch eine Rhesus-positive Blutspende, kann das für ihn gefährlich werden. Umgekehrt gibt es jedoch keine Probleme.