Washington. Die Morde an drei Menschen in Las Vegas am Sonntag wurden von extremistischen Regierungshassern begangen. Das junge Paar war bereits früher durch Verschwörungstheorien aufgefallen. Offenbar hatten sie das Blutbad schon lange geplant.
Igor Soldo (31) und Alyn Beck (41) saßen wie so oft in der Mittagspause bei "CiCi" in Las Vegas und aßen Pizza, als der Tod über sie kam. Jerad Miller und seine Frau Amanda erschossen die beiden Polizisten aus nächster Nähe. Dann stahlen sie deren Waffen, rannten in einen Supermarkt nebenan, töteten einen Passaten, bevor die 22-jährige ihren Ehemann (31) exekutierte und sich danach selber eine Kugel in den Kopf schoss. Der tödliche Spuk dauerte nur wenige Minuten. Die Nachwirkungen setzen erst allmählich ein.
Denn was am Pfingstsonntag zunächst aussah wie einer von vielen sprachlos machenden Gewaltausbrüchen, mit den Amerika regelmäßig zu kämpfen hat, entpuppte sich gestern als ein neues Beispiel für die wachsende Gefahr durch Rechtsextremisten und Regierungshasser.
Millers wollten sich "Nazis" entgegenstellen
Die Millers, so beschreibt es Mark Potok von der renommierten Anti-Rassismus-Organisation „Southern Poverty Law Center“ (SPLC) in Alabama, waren seit langem als militante Regierungsgegner bekannt. Auf ihren Facebook-Seiten fanden sich etliche verschwörungstheoretische Einträge, die Amerika unter dem Joch einer Nazi-ähnlichen Staatsgewalt wähnen, der man sich entschlossen mit der Waffe entgegenstellen müsse.
Nach Angaben von Sheriff Douglas Gillespie hatten die aus Indiana in die Spielcasino-Metropole gezogenen Millers die Tat und den damit verbundenen „Selbstmord-Pakt“ seit langem vorbereitet. Brandon Moore, ein Nachbar, sagte, das junge Paar habe mit Material hantiert, das die Überlegenheit der weißen Rasse propagiert, und ein weiteres „Columbine“ angedroht - sprich eine Wiederholung des Schul-Massakers von 1999, bei dem 15 Menschen ums Leben kamen.
Polizisten hinterlassen sieben Kinder
Nachdem sie Soldo und Beck getötet hatten, hüllten sie die Beamten, die Ehefrauen und sieben Kinder hinterlassen, in eine Hakenkreuz-ähnliche Flagge und eine unter Rechtsextremisten beliebte Fahne mit dem Spruch „Störe meine Kreise nicht“. Auf einem Zettel, der an einer Leiche befestigt war, stand geschrieben: „Dies ist der Beginn einer Revolution.“
In Washingtoner Sicherheitskreisen zeigte man sich gestern mit Verweis auf die Statistik besorgt. Die auf politischen Extremismus spezialisierte Anti-Defamation League hat zwischen 2009 und 2013 über 40 gewalttätige Konfrontation zwischen Polizisten und Extremisten gezählt. Dabei wurden 30 Beamten verletzt und 14 getötet. Das „Southern Poverty Law Center“ warnt seit langem vor einem inneramerikanischen Terrorismusproblem von Rechtsaußen. Danach gibt es eine Bewegung von mehr als 1360 selbsternannten „Patrioten“ und einen harten Kern von mehr als 1000 „Hass-Gruppen", die anarchistisches und rassistisches Gedankengut vertreten und gezielt gegen die Regierung von Barack Obama mobilisieren.