Essen. 1957 wurde die Edelprostituierte Rosemarie Nitribitt ermordet. Nun sind Akten zu dem Fall aufgetaucht, der nie aufgeklärt wurde. In unserem kostenlosen E-Book wird anhand von Briefen und Polizeiprotokolle erklärt, wie weit Harald von Bohlen und Halbach und Berthold Beitz in den Fall verwickelt waren.
Die Spitze des Essener Krupp-Konzerns war tief in den wohl spektakulärsten deutschen Kriminalfall der frühen Nachkriegszeit verstrickt. Das geht aus lange verschollenen Spurenakten zum Mord an der Prostituierten Rosemarie Nitribitt hervor, die seit Ende 2013 im Hauptstaatsarchiv Hessens in Wiesbaden lagern und in die die WAZ Einsicht nehmen konnte.
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Über mehr als fünf Jahrzehnte hatte es lediglich Spekulationen und zahlreiche Gerüchte über die bis heute ungeklärte Gewalttat gegeben. Die 24-jährige Düsseldorferin, die intime Kontakte mit einer Reihe von Wirtschaftsführern und Politikern unterhielt und am 1. November 1957 in ihrer Frankfurter Wohnung erwürgt aufgefunden wurde, ist nach Aktenlage in dem halben Jahr vor ihrem gewaltsamen Tod die Geliebte des Krupp-Erben Harald von Bohlen und Halbach gewesen.
Briefe und Aussagen belegen: Krupp-Erbe und Nitbritt waren liiert
Das ist mit Originalbriefen und Aussageniederschriften des Mannes belegt. Ob der damals 41-jährige Industrielle zur angenommenen Tatzeit in ihrer Wohnung war, haben die mit dem Fall befassten Polizeibehörden in Frankfurt und Essen nie zu Ende ermittelt. Von Bohlen hatte eine Täterschaft heftig bestritten.
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Indizien lassen Fragen offen. In den Akten befindet sich das Ergebnis einer kriminaltechnischen Untersuchung. Danach sind Hand- und Fingerabdrücke auf einer angebrochenen Rotwein-Flasche, die die Mordkommission am Tatort fand, „ohne jeden Zweifel“ dem 1983 gestorbenen Industriellen zuzuordnen. Auch haben seine Alibis für die Tatzeit-Tage Lücken, allerdings nur in den Nachtstunden.
Beitz hat offenbar versucht, Zeugen-Aussagen zu stoppen
Die 2013 wiedergefundenen Unterlagen belegen zudem, dass der im letzten Juli verstorbene Krupp-Patriarch Berthold Beitz 1959 versucht hat, Aussagen des engen Nitribitt-Freundes Heinz Pohlmann über das Verhältnis zwischen Mordopfer und Krupp-Erbe mit der Zahlung von Schweigegeld aus der Kasse des Stahlkonzerns zu stoppen. Über die Frage, wie das Geld aufgebracht werden sollte, hat es zwischen Harald von Bohlen und Beitz einen Streit gegeben.
Pohlmann galt bis zu seinem Freispruch 1960 als Hauptverdächtiger. Der Vertrag, der die Zahlung von 250 000 D-Mark vorsah, wurde allerdings nie unterschrieben, obwohl Beitz von Pohlmann direkt erpresst wurde.
Erhebliche politischen Unruhen
Der Mord hat 1957 politisch erhebliche Unruhe ausgelöst. Die Bundesregierung versuchte durch eine Intervention des Auswärtigen Amtes, die Aufführung des zum Fall gedrehten Films „Das Mädchen Rosemarie“ von Erich Kuby bei den Filmfestspielen in Venedig zu stoppen. Er schädige den Ruf der Bundesrepublik. Die DDR nutzte dagegen den Mord, um das „korrupte“ westdeutsche System anzuklagen.
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